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DOI: 10.1055/s-0038-1667953
Inanspruchnahme psychiatrischer und psychotherapeutischer Leistungen. Individuelle Determinanten und regionale Unterschiede
Publication History
Publication Date:
06 August 2018 (online)
Einleitung:
Die bedarfsgerechte ambulante Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen wird kontrovers diskutiert. Da eine geringere Dichte an Leistungserbringern nicht zwangsläufig zu einer selteneren Nutzung führt, untersucht der Beitrag neben den Zugangsmöglichkeiten (access) und dem Bedarf (need) auch die Inanspruchnahme (realized access) psychotherapeutischer und psychiatrischer Leistungen und deren Einflussfaktoren.
Material & Methoden:
Die GEDA 2014/2015-EHIS-Studie (n = 24.016, Alter 18+) des Robert Koch-Instituts ist eine bundesweite Befragung auf Basis einer zweistufig geschichteten Zufallsstichprobe. Zielvariable ist die Inanspruchnahme psychotherapeutischer oder psychiatrischer Leistungen in den letzten 12 Monaten. Der Zusammenhang zwischen Inanspruchnahme und individuellen sowie regionalen Faktoren wird mittels logistischer Mehrebenenregression analysiert.
Ergebnisse:
In Deutschland berichten 11,3% der Frauen und 8,1% der Männer, innerhalb eines Jahres psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch unter Befragten mit depressiver Symptomatik haben rund zwei Drittel im Befragungszeitraum keine dieser Berufsgruppen aufgesucht. Daneben weisen das Leben ohne feste Partnerschaft sowie eine geringe soziale Unterstützung einen Zusammenhang mit der Inanspruchnahme auf. In gut versorgten Regionen liegt der Anteil der Personen mit depressiver Symptomatik, die professionelle Hilfe suchen, etwa 15 Prozentpunkte höher als bei geringer Versorgungsdichte. Eine angebotsinduzierte Nachfrage bei Personen ohne depressive Symptomatik zeigt sich dagegen nicht.
Diskussion:
Bei Vorliegen depressiver Symptome besteht ein Zusammenhang zwischen der Verteilung psychologischer und psychiatrischer Leistungserbringer und der Inanspruchnahme. Zudem bestätigt sich, dass ein Großteil der Personen mit depressiven Symptomen zunächst ohne professionelle Hilfe bleibt.
Schlussfolgerung:
Neben der Erhöhung der Zahl an Leistungserbringern sollten auch Ansätze verfolgt werden, die den niedrigschwelligen Zugang zu vorhandenen Angeboten erleichtern und die Kooperation zwischen haus- und fachärztlich Behandelnden stärken.
Literatur:
[1] Rommel A, Bretschneider J, Kroll LE, Prütz F, Thom J (2017) Inanspruchnahme psychiatrischer und psychotherapeutischer Leistungen. Individuelle Determinanten und regionale Unterschiede. Journal of Health Monitoring 2(4):3 – 23.
[2] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/JoHM/2017/JoHM_Inhalt_17_04.html.