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DOI: 10.1055/s-0038-1651678
Brustkrebs bei Menschen mit körperlicher Behinderung: Ungleichheiten hinsichtlich Erkrankungsschwere und lokaler Tumorbehandlung?
Publication History
Publication Date:
22 May 2018 (online)
Zielsetzung:
Da Menschen mit Behinderung mittlerweile ein höheres Lebensalter erreichen, steigt auch das Risiko einer Krebsdiagnose. Die Versorgungssituation von Menschen mit körperlicher Behinderung, die an Krebs erkranken, wurde in der klinischen, heilpädagogischen und Versorgungsforschung bisher wenig und fast ausschließlich im Hinblick auf Inanspruchnahme und Zugang zur Krebsfrüherkennung thematisiert. Diese Arbeit untersucht, ob Unterschiede in der Erkrankungsschwere und der lokalen Tumorbehandlung diagnostizierter Brustkrebspatientinnen mit und ohne körperliche Behinderung existieren.
Materialien und Methoden:
Im Jahr 2014 nahmen n = 4194 Patientinnen mit primärem Brustkrebs, die zwischen Februar und Juli in einem nordrheinwestfälischen Brustzentrum operiert worden sind, an der jährlichen poststationären und postalischen Patientinnenbefragung (Rücklaufquote 87%), ergänzt durch klinische Daten, teil. Mittels Latent-Class-Analyse und Logit-Pfadmodell wurden 1.) Unterschiede zwischen körperbehinderten und nicht-behinderten Patientinnen hinsichtlich UICC-Stadien und lokaler Tumorbehandlung sowie 2.) Zusammenhänge zur Behinderungsschwere untersucht.
Ergebnisse:
Patientinnen mit einer körperlichen Behinderung (n = 780; 18,7%) erhalten häufiger als nicht behinderte Patientinnen eine Mastektomie im Vergleich zur brusterhaltenden Operation, selbst bei Kontrolle von sozioökonomischem Status, Alter und UICC-Stadium. Das UICC-Stadium ist höher bei Patientinnen mit Behinderung. Der Behinderungsgrad hängt direkt und indirekt mit dem Erhalt einer Mastektomie zusammen. Hinsichtlich der Brustrekonstruktion zeigten sich keine Unterschiede.
Zusammenfassung:
Vor dem Hintergrund der Forschungslücke liefert diese Arbeit erste Hinweise auf Versorgungsungleichheiten bei Brustkrebspatientinnen mit körperlicher Behinderung. Mögliche Ursachen könnten 1.) im Zugang zur Versorgung (z.B. selektive Information zu Therapieoptionen), 2.) in den Präferenzen und individuellen Problemstellungen der Patientinnen (z.B. Wunsch nach verkürzter Therapiedauer) oder 3.) in medizinischen Problemlagen (z.B. Komorbiditäten, Behinderungsart) liegen.