Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): A14
DOI: 10.1055/s-0038-1645931
Poster
Postersession 4: Geburtshilfe II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fallvorstellung Appendizitis in der Schwangerschaft

J Brückner
1   Universitätsfrauenklinik Magdeburg
,
F Fettke
1   Universitätsfrauenklinik Magdeburg
,
B Garlipp
2   Universitätsklinik für Allgemein- und Visceralchirurgie Magdeburg
,
H Eggemann
1   Universitätsfrauenklinik Magdeburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 

26-jährige IIG/IIP stellte sich in der 24/0 SSW mit seit dem Nachmittag bestehenden Oberbauchschmerzen, sowie zunehmender Übelkeit vor. Der Stuhlgang war unauffällig. In der Aufnahmeuntersuchung zeigte sich eine intakte, zeitgerecht entwickelte Schwangerschaft. Im Aufnahme-CTG stellte sich eine physiologische fetale Herzaktion mit Uteruskontraktionen dar. Laborchemisch konnte ein HELLP-Syndrom ausgeschlossen werden. Es bestand eine leichte Leukozytose bei normwertigem CRP.

Bei V.a. Gastroenteritis erfolgte zunächst eine symptomatische Therapie sowie bei vorzeitiger Wehentätigkeit eine i.v.-Magnesiumsubstitution.

Im weiteren Verlauf äußerte die Patientin zunehmende Schmerzen in der rechten Flanke und dem Mittelbauch. Zum Ausschluss einer aufsteigenden Harnwegsinfektion erfolgte die Urinanalyse und Nierensonografie beidseits. Die Patientin entwickelte Schüttelfrost und einen Anstieg der Körpertemperatur auf 37,5 °C (CRP 147,8 mg/l, Leukozyten 16,0 Gpt/l). Klinisch hatte die Patientin Druckschmerz im rechten Unter- bis Mittelbauch und ein positives Psoaszeichen, bei negativem Mc-Burney- und Lanzzeichen.

Bei V.a. akute Appendizitis erfolgte die chirurgische Vorstellung. Sonographisch sah man freie Flüssigkeit in der rechten parakolischen Rinne und eine weit kranial liegende hypoechogen aufgetriebene Kokardenformation mit intraluminalem Konkrement.

Laparoskopisch stellte sich Appendix vermiformis phlegmonös verändert dar. Die Appendix ging kranial aus dem umgeschlagenen Zökum hervor und reichte mit einer fibrösen Kapsel bis zum Leberunterrand.

Es erfolgte die laparoskopische Appendektomie mit ausgiebiger Spülung des Bauchraums. Postoperativ erhielt die Patientin eine antibiotische Therapie mit Cefotaxim und Metronidazol i.v.. Bei zeitweiliger Kreislaufinstabilität erfolgte die Überwachung auf der Intensivstation. Am 4. postoperativen Tag erfolgte die Rückverlegung. Eine Oralisierung der Antibiotikatherapie war am 5. postoperativen Tag möglich. Am 7. postoperativen Tag entließen wir die Patientin bei subjektivem Wohlbefinden und intakter Schwangerschaft.

Bei rechtsseitigen Oberbauchschmerzen in der Schwangerschaft sollte durch die Veränderung der Anatomie differentialdiagnostisch auch an eine akute Appendizitis gedacht werden. Die Appendizitis in der Schwangerschaft ist eine seltene, aber bedrohliche Erkrankung mit einer Inzidenz von 0,5 – 1%. Eine rasche Diagnosestellung und zeitnahe operative Therapie ist für die Prognose entscheidend.