Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): A11
DOI: 10.1055/s-0038-1645923
Poster
Postersession 4: Geburtshilfe II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung zu prädiktiven Faktoren für das Auftreten eines höhergradigen Dammrisses

C Schweiger
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
T Groten
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 

Fragestellung:

Das Auftreten höhergradiger Dammrisse ist ein Qualitätsindikator in der Geburtsmedizin. In Deutschland lag die Inzidenz für Dammrisse III. und IV. Grades bei Spontangeburten im Jahr 2016 bei 1,37%, in Thüringen nur bei 0,72% und in unserem kliniksinternen Kollektiv bei 0,77%. Die maximale Inzidenz der letzten 14 Jahre lag in unserer Klinik bei 1,41% im Jahr 2015. Im Sinne des Qualitätsmanagements untersuchten wir, welche Risikofaktoren und damit mögliche Ursachen für höhergradige Dammverletzungen in unserem Geburtenkollektiv erkennbar sind.

Methodik:

Wir führten eine retrospektive Kohortenstudie an 13127 vaginalen Einlingsgeburten, die am Universitätsklinikum Jena in den Jahren 2003 bis 2016 nach abgeschlossener 34. SSW erfolgten, durch. Die statistische Analyse erfolgte mittels SPSS.

Ergebnisse:

Im Gesamtkollektiv konnte über den Beobachtungszeitraum von 14 Jahren eine gemittelte Inzidenz von 1,44% [0,69%-2,40%] aller vaginalen Geburten für das Auftreten eines DR III bzw. IV beobachtet werden.

Geburten mit höhergradigem DR wurden häufiger vaginal operativ beendet (31,8% vs. 8,1%), hatten eine längere Geburtsdauer (10,5h vs. 8,2h) und Pressperiode (9,2 min vs. 7,0 min) sowie häufiger Episiotomien (36,5% vs. 26,3%), Periduralanästhesien (15,9% vs. 10,4%) und Wehenaugmentation (47,6% vs. 28,8%).

Patientinnen mit höhergradigem DR hatten bei niedrigerer Parität (1,3 vs. 1,7) einen geringeren BMI zu Beginn (22,6 vs. 23,3 kg/m2) und am Ende der Schwangerschaft (28,1 vs. 28,5 kg/m2) bei stärkerer Gewichtszunahme während der Schwangerschaft (15,3 kg vs. 14,5 kg).

Die Kinder lagen häufiger in regelwidrigen Schädellagen (7,9% vs. 3,5%), waren schwerer (3507 g vs. 3407 g), wurden häufiger in die Kinderklinik verlegt (11,6% vs. 5,2%) und hatten häufiger einen pH-Wert ≤7,10 (12,4% vs. 5,1%) und niedrigere APGAR-Werte (5-Minuten-APGAR ≤7: 6,3% vs. 3,2%).

Schlussfolgerung:

Eine Häufung bekannter Risikofaktoren wie die Assoziation zu vaginal operativen Entbindungen kann in unserer Analyse bestätigt werden. Darüber hinaus zeigen unsere Daten eine Assoziation zu einem schlechteren perinatalen Outcome.