Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): A10
DOI: 10.1055/s-0038-1645919
Poster
Postersession 3: Geburtshilfe I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pentaeritrithyltetranitrat (PETN) zur Sekundärprophylaxe der intrauterinen Wachstumsretardierung – Vorstellung der doppelblind randomisierten PETN-Studie (AGG-2)

für die Studiengruppe PETN
T Groten
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 

Fragestellung:

Die intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) kompliziert ca. 10% aller Schwangerschaften. Zu jedem Schwangerschaftsalter haben wachstumsretardierte Kinder ein schlechteres Outcome als normosome Kinder, insbesondere bei assoziierter Frühgeburtlichkeit. Zusätzlich gilt die intrauterine Unterversorgung als entwicklungsbedingte Ursache für die spätere Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes und Adipositas. Als Ursache für die mangelnde uterine Perfusion werden maternale Gefäßerkrankungen, Störungen in der Plazentaentwicklung und die unvollständige Ausreifung der die Plazenta versorgenden Spiralarterien angenommen. Entsprechend haben Schwangere mit Nachweis einer verminderten uterinen Perfusion zum Zeitpunkt der Feindiagnostik ein relevant erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer IUGR. Der NO-Donor Pentaerytrithyltetranitrat (PETN) reduziert den Gefäßwiderstand, wirkt protektiv auf die Endothelzellen und verbessert so die Durchblutung. In einer monozentrischen Pilotstudie konnten wir an 111 Patientinnen mit eingeschränkter plazentarer Durchblutung zum Zeitpunkt der Feindiagnostik das Risiko für die Entwicklung einer IUGR oder von fetalem Tod um 38%, die für Frühgeburtlichkeit um 70% senken.

Methodik:

Die vorgestellte prospektive, randomisierte, doppelblinde, placebo-kontrollierte Multizenterstudie soll diesen Effekt an einem größeren Kollektiv bestätigen, um so die Gabe von PETN zur Sekundärprophylaxe der IUGR zu etablieren. In 14 Zentren deutschlandweit sollen insgesamt 324 Patientinnen mit einem mittleren uterinen PI oberhalb der 95 Perzentile nach Gomez zum Zeitpunkt der Feindiagnostik eingeschlossen werden. Sie erhalten bis zur 37. SSW Placebo oder PETN. Als primäres Outcome wird der kombinierte Endpunkt aus schwerer IUGR und perinatalem Tod erfasst.

Ergebnisse:

Mit der Rekrutierung wurde im August 2017 begonnen. Bisher haben 11 der 14 Zentren 63 Patientinnen rekrutiert. Die Erfahrungen im Studienablauf sind bisher ermutigend. Bei einer angenommen stetigen Steigerung der monatlichen Rekrutierungszahlen kann die Rekrutierung in der ersten Jahreshälfte 2019 abgeschlossen sein. Erste Ergebnisse werden in 2020 erwartet.

Schlussfolgerung:

Sollte sich der Effekt der Pilotstudie in der Multizenterstudie bestätigen kann Frauen mit schlechter uteriner Perfusion zum Zeitpunkt der Feindiagnostik eine Therapie angeboten werden, die das Risiko für eine schwere IUGR mit perinatalem Tod vermindert.