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DOI: 10.1055/s-0038-1639263
Acinetobacter und Enterobacteriaceae mit Carbapenem-Nichtempflindlichkeit – Meldezahlen in Niedersachsen 2016 und 2017
Publication History
Publication Date:
11 April 2018 (online)
Hintergrund:
Seit dem 01.05.16 besteht bundesweit eine namentliche Meldepflicht für Nachweise von Carbapenem-nichtempfindlichen Acinetobacter spp. (ACB) und Enterobacteriaceae (EBC), die auch für Kolonisationen gilt.
Wir beschreiben die bis zum 30.09.17 an das Niedersächsische Landesgesundheitsamt übermittelten Meldefälle.
Methoden:
Da die neuen Meldekategorien noch nicht in allen von den Gesundheitsämtern (GÄ) genutzten Software-Produkten vorhanden sind, wurde zusätzlich zu den systematischen Analysen der Kategorien ACB und ECB die Kategorie „Weitere bedrohliche Krankheiten“ (WBK) hinsichtlich der enthaltenen ACB- und ECB-Fälle händisch ausgewertet. WBK enthält keine Angaben zu Infektion/Kolonisation.
Ergebnisse:
2016 wurden 173 Fälle (49 ACB, 124 EBC) übermittelt, 165/173 (95,4%) als WBK. 2017 waren es 192 Fälle (46 ACB, 146 EBC), 96/192 (50%) als WBK. Die am häufigsten genannten Spezies/Subspezies waren Klebsiella pneumoniae, Enterobacter cloacae/complex und Acinetobacter baumannii/complex.
Betroffen waren überwiegend Männer (beide Kategorien 63,7%; ACB 60,9%; EBC 65,0%) über 50 Jahre, am stärksten die über 70-Jährigen.
Nur 66 (18,1%) der insgesamt 365 übermittelten Fälle enthielten Angaben zu Infektion/Kolonisation, bei 1/3 dieser Fälle (22/66) lag eine Infektion vor.
Teil von Ausbrüchen waren 2016 5 Fälle (2,9%) und 2017 2 Fälle (1,0%).
Schlussfolgerung und Diskussion:
Die relativ hohen Meldezahlen zeigen, dass die Meldepflicht umgesetzt wird und dass eine relevante Anzahl an ACB- und EBC-Nachweisen geführt wird.
Die betroffenen Altersgruppen und die am häufigsten vorkommenden Erreger entsprechen den Beschreibungen der Literatur. Warum überproportional viele Männer betroffen sind, lässt sich weder durch die Literatur, noch durch die vorliegenden Daten hinreichend erklären.
Das Verhältnis von Infektionen zu Kolonisationen kann nicht verlässlich interpretiert werden, da nur 1/5 der Fälle entsprechende Angaben enthielten. Dies gilt auch für den Anteil von Fällen mit Ausbruchszusammenhang.
Wir empfehlen dringend die Implementierung der Kategorien ACB und EBC in allen Software-Produkten im Meldewesen sowie die systematische Erfassung von Infektion/Kolonisation und Ausbruchszusammenhängen, um aussagekräftige Routineanalysen und zeitnahe Reaktionen auf Ausbruchsgeschehen zu ermöglichen.