Pneumologie 2018; 72(S 01): S107-S108
DOI: 10.1055/s-0037-1619408
Sektion 12 – Prävention, Rehabilitation und Tabakkontrolle
Posterbegehung – Titel: Neues aus Rehabilitation und Tabakentwöhnung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorläufige Ergebnisse eines Modellprojektes zur vollfinanzierten Tabakentwöhnung bei COPD-Patienten (ATEMM-Studie)

S Mühlig
1   Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Chemnitz
,
F Loth
1   Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Chemnitz
,
J Bickhardt
2   Berufsverband der Pneumologen Sachsen
,
T Heindl
3   Praxis Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Hintergrund:

Das Inhalieren von Tabakrauch wird für 80 – 90% der chronischen Atemwegs- und 80 – 85% aller Lungenkrebserkrankungen ursächlich verantwortlich gemacht. Dennoch ist bis dato nach SGB keine Kostenübernahme für Tabakentwöhnungsmaßnahmen als heilkundliche Kassenleistung vorgesehen (SGBV, §34). Zielstellung: In einem Modellprojekt der AOK PLUS mit der TU Chemnitz und dem Berufsverband der Pneumologen in Sachsen e.V. wurde ein neuartiges Konzept zur Tabakentwöhnung bei Patienten mit COPD nach der S3-Leitlinie „Tabakentwöhnung bei COPD“ (Andreas et al., 2014) in pneumolgischen Facharztpraxen in Sachsen und Thüringen unter Alltagsbedingungen erprobt. Es wurde erstmals eine evidenzbasierte und krankheitsspezifische Tabakentwöhnung inklusive medikamentöser Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen der GKV vollfinanziert angeboten.

Methode:

Das psychologische Studienzentrum der TU-Chemnitz unterstützte begleitend Patienten und Fachärzte und führte eine summative und formative Evaluation durch.

Ergebnisse:

Seit Beginn der Interventionsphase im November 2013 wurden 544 Patienten der Maximalinterventionsgruppe von Fachärzten in Sachsen und Thüringen entwöhnt. 12 Wochen nach dem Rauchstopp sind bis dato 63% rauchfrei (intention-to-treat: 55%). Die Abstinenzquoten nach dem Einjahres-Follow-up liegen bei 50% (intention-to-treat: 38%). Vergleichend dazu bekamen 257 Patienten eine Minimalintervention als Treatment as usual in Facharztpraxen. Die Abstinenzquote nach dem Einjahres-Follow-up liegt bei 10%. Aktualisierte Ergebnisse und Abstinenzquoten werden berichtet sowie Studiendesign und Behandlungskonzept erläutert.

Diskussion, Schlussfolgerung:

Bei Nachweis von Effizienz und Effektivität der Intervention soll mittel- und langfristig ein entsprechendes Versorgungsangebot durch die gesetzliche Krankenversicherung für diese Patientengruppe in der Fläche angeboten werden.