Pneumologie 2018; 72(S 01): S98-S99
DOI: 10.1055/s-0037-1619383
Sektion 7 – Klinische Pneumologie
Posterbegehung – Titel: Kasuistiken II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lemierre Syndrom als Ursache kavernöser Lungenveränderungen

C Steppert
1   Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Klinikum Bayreuth
,
J Federhofer
1   Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Klinikum Bayreuth
,
T Bollinger
2   Institut für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie, Klinikum Bayreuth
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Ein vorher gesunder 19-jähriger männlicher Patient mit seit einer Woche persistierenden Halzschmerzen unter antibiotischer Therapie mit Clarithromycin wurde wegen kurzer Bewustlosigkeit bei generalisiertem Krampfanfall notfallmäßig stationär aufgenommen.

Bei Aufnahme 39 ° Fieber, Tachycardie von 125/min, starkes Schwitzen, jedoch kreislaufstabil.

Radiologisch fanden sich diskrete Infiltrate in beiden Lungen. Trotz Umstellung der antibiotischen Therapie auf Ceftriaxon Anstieg der Temperaturen auf über 40 °. Im Röntgen Thorax zeigten sich nun beidseits cavernöse Veränderungen mit linksseitigem Pleuraerguss. In der Bronchoskopie mit Lavage kein Nachweis von Mykobaterium tuberkulosis DNA.

Bei Nachweis von Fusobakterium necrophorum erfolgte die Ergänzung der antibiotischen Therapie um Metronidazol mit anschließender langsamer Entfieberung, Normalisierung der Entzündungswerte und Abflauen der pulmonalen Infiltrate.

Bei Verdacht auf ein Lemierre Syndrom erfolgte eine Dopplersonografie der vena jugularis links mit Nachweis eines wandständigen Thrombus. Deshalb zusätzliche Antikoagulation mit Apixaban.

Beim Lemierre Syndrom handelt es sich um ein Übergreifen pharyngealer Infektionen auf die vena jugularis mit einer Thrombosierung und septischen Embolien.

In der Literatur gibt es zahlreiche Fallberichte mit foudroyanten, septischen Verläufen. Erreger sind Fusobakterien seltener auch Streptokokken, Staphylokokken und Enterokokken.

Die Mortalität wird bei verzögerter antibiotischer Therapie mit bis zu 10% angegeben.

Bei langdauernden pharyngealen Infektionen mit Krankheitsgefühl, hohem Fieber und einschmelzenden Infiltraten sollte an diese „vergessene Krankheit“ gedacht und rasch eine antibiotische Therapie mit Metronidazol und einem ß-Lactamase-stabilen Antibiotikum eingeleitet werden.