Pneumologie 2018; 72(S 01): S97-S98
DOI: 10.1055/s-0037-1619380
Sektion 4 – Infektiologie und Tuberkulose
Posterbegehung – Titel: Pneumologische Infektiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reduzierte Effekte der pädiatrischen Pneumokokken-Konjugatimpfung auf invasive Pneumokokkenerkrankungen bei Erwachsenen in Deutschland

S Perniciaro
1   Nationales Referenzzentrum für Streptokokken, Abteilung Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum RWTH Aachen
,
M Imöhl
1   Nationales Referenzzentrum für Streptokokken, Abteilung Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum RWTH Aachen
,
M van der Linden
1   Nationales Referenzzentrum für Streptokokken, Abteilung Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum RWTH Aachen
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Hintergrund:

Streptococcus pneumoniae gehört in Deutschland bei älteren Erwachsenen zu den häufigsten Erregern von Pneumonie, Sepsis und Meningitis. Im Juli 2006 wurde eine generelle Pneumokokken-Impfempfehlung mit Konjugatimpfstoff für Kinder < 2 Jahren ausgesprochen.

Für Erwachsene ab 60 Jahren wird als Standardimpfung ein Polysaccharidimpfstoff empfohlen. In dieser Studie zeigen wir mithilfe statistischer Methoden dass der durch die Konjugatimpfung bei Kindern ausgelöste Herdenschutzeffekt bei Erwachsenen stagniert.

Methoden:

Auch wenn die IPE in Deutschland nicht meldepflichtig sind, sammelt das Nationale Referenzzentrum für Streptokokken in Zusammenarbeit mit dem RKI seit 1992 Pneumokokken-Isolate von IPE bei Erwachsenen. Die Serotypisierung erfolgt durch die Neufeld'sche Quellungsreaktion. Statistische Analysen wurden mit der R Software durchgeführt.

Ergebnisse:

Die Sammlung des NRZs enthält 28.552 Isolate von IPE Fällen bei Erwachsenen, wovon 7.359 die Diagnose Pneumonie aufwiesen, davon18.645 bzw. 4.836 bei über Sechzigjährigen. In den letzten drei Saisons wurde eine signifikante Zunahme von Serotyp 3 IPD Fällen bei Erwachsenen verzeichnet, welche jetzt 19,9% der Gesamtfälle entsprechen. Auch der Rückgang der restlichen Impfstoff-Serotypen war nicht mehr so deutlich wie bisher. Die Fallzahl für Serotyp 1 ist weiterhin rückläufig, aber der Anteil der Serotypen 19A und 7F hat nicht weiter abgenommen.

Diskussion:

Eine starke Zunahme von Serotyp 3 wurde bei allen Erwachsenen beobachtet. Es scheint daher keine Herdenimmunitätswirkung aufgrund der Immunisierung von Kindern zu geben. Die Stagnation der Abnahme der Serotypen 19A, 6A und 7F und die Zunahme des Serotyps 3 bei Erwachsenen deuten an, dass eine Impfung von Erwachsenen mit PCV13 sinnvoll sein könnte, um die IPD-Erkrankungen bei Erwachsenen zu reduzieren.