Pneumologie 2018; 72(S 01): S80
DOI: 10.1055/s-0037-1619330
Sektion 7 – Klinische Pneumologie
Posterbegehung – Titel: Kasuistiken I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Orthodeoxie – Hätten Sie es gewusst?

W Dohrn
1   Überörtliche fachübergreifende Gemeinschaftspraxis für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Schlafmedizin, Gastroenterologie, Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Münster
,
H Nolzen
1   Überörtliche fachübergreifende Gemeinschaftspraxis für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Schlafmedizin, Gastroenterologie, Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Münster
,
A Esselmann
1   Überörtliche fachübergreifende Gemeinschaftspraxis für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Schlafmedizin, Gastroenterologie, Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Münster
,
M Waltert
1   Überörtliche fachübergreifende Gemeinschaftspraxis für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Schlafmedizin, Gastroenterologie, Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Münster
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Einleitung:

Als Orthodeoxie bezeichnet man eine Verschlechterung der Oxygenierung beim Lagewechsel von einer liegenden zu einer sitzenden/stehenden Position. Bei aufrechter Position kann trotz hoher Sauerstoffgaben keine Verbesserung der Sauerstoffsättigung erzielt werden, während in liegender Position und auch im Schlaf keine Einschränkungen bestehen. Es handelt sich um ein sehr seltenes Symptom, dessen Ursache in der klinischen Praxis häufig unentdeckt bleibt, da zur Differenzierung sowohl eine Diagnostik am Tage als auch eine schlafmedizinische Abklärung in der Nacht essentiell sind. Die Orthodeoxie wird meist bei intrakardialen sowie intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts oder einem hepatopulmonalen Syndrom beobachtet.

Fallbericht:

Wir berichten über einen 46-jährigen Mann, der über eine ausgeprägte Belastungsdyspnoe direkt nach dem Aufstehen klagt. In der Nacht in liegender Position bestehen keine Beschwerden. Blutgasanalytisch konnte in aufrechter Position eine schwere respiratorische Insuffizienz vom Typ I diagnostiziert werden. Unter der Sauerstoffgabe von bis zu 6 l/min konnte keine Verbesserung der Oxygenierung erzielt werden. Lungenfunktionell bestanden keine Einschränkungen, nativradiologisch sowie in der Computertomografie ließen sich keine pulmonalen Auffälligkeiten oder eine Lungenembolie nachweisen. Es bestätigte sich eine schwere Diffusionsstörung. Echokardiographisch konnten keine pulmonale Hypertonie oder ein Shunt detektiert werden. Eine Bronchoskopie blieb ohne pathologischen Befund. Die Polygrafie unter Sauerstoffgabe von 3 l/min ergab keine schlafbezogene Atmungsstörung, insbesondere keine Hypoxie/Hypoventilation. In der nächtlichen Blutgasanalyse zeigte sich eine ausreichende Oxygenierung. Zusammenfassend besteht bei dem Patienten eine Leberzirrhose bei chronischer Hepatitis C sowie polytoxykomaner Leberschädigung, so dass die Diagnose eines hepatopulmonalen Syndroms mit Orthodeoxie gestellt werden konnte.

Diskussion:

Die Orthodeoxie ist ein seltenes Krankheitsbild, an das in der klinischen Praxis insbesondere bei Schlaflaborpatienten mit dem oben beschriebenen Symptomkomplex gedacht und eine gezielte interdisziplinäre Diagnostik angestrebt werden sollte.