Pneumologie 2018; 72(S 01): S71
DOI: 10.1055/s-0037-1619307
Sektion 5 – Intensiv- und Beatmungsmedizin
Posterbegehung – Titel: Posterbegehung der Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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W Meschede
1   Pneumologie, Universitätsklinikum Freiburg
,
J Müller-Quernheim
1   Pneumologie, Universitätsklinikum Freiburg
,
M Ambros
1   Pneumologie, Universitätsklinikum Freiburg
,
BC Frye
1   Pneumologie, Universitätsklinikum Freiburg
,
TC Köhler
1   Pneumologie, Universitätsklinikum Freiburg
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Kommunikation – insbesondere das Sprechen – ist von wesentlicher Bedeutung für die Lebensqualität. Speziell bei tracheotomierten Patienten stellen oftmals Stimmlippenparesen, Schluckprobleme oder Trachealstenosen bzw. die Trachealkanüle selbst unüberwindbare Hindernisse dar, die das Sprechen schwer bis unmöglich machen.

Wir berichten von einer 70-jährigen Patientin, bei der es im Rahmen einer FSME-Enzephalitis zu einer progredienten proximal betonten Tetraparese und sukkzessive zur Intubation und plastischen Tracheotomie bei zu erwartender Langzeitbeatmung kam. Trotz Neurorehabilitation konnte nur eine leichte Besserung der neurologischen Situation erreicht werden, sodass die Patientin anschließend im Sinne einer Weaning Kategorie 3c mit 24h invasiver Beatmung in das häusliche Umfeld entlassen wurde. Bei Beatmungsproblemen erfolgte neun Monate später die akute Vorstellung in unserem Weaningzentrum. Im Rahmen des Aufenthaltes konnten erste intermittierende Spontanatmungsphasen einschließlich kurzer Intervalle ohne maschinelle Unterstützung an der feuchten Nase etabliert werden. Eine umfangreiche HNO-ärztliche und logopädische Abklärung ergab zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit, den Sprechakt zu etablieren. Ursächlich wurde eine Stimmlippenproblematik postuliert. Weitere zwei Monate später zeigte sich bei einer erneuten Kontrolle der invasiven Beatmung eine Zunahme der Atemmuskelkraft, die sich in einem Ausbau der der Spontanatmungsphasen widerspiegelte. Sprechversuche waren weiterhin frustran. Wir vermuteten die reduzierte Atemmuskelkraft als Ursache für die fehlende Phonation und entschlossen uns daher, ein Passy-Muir-Sprechventil in das Beatmungssystem einzubauen. Die verminderte inspiratorische Atemmuskelkraft konnte somit über den Respirator ausgeglichen werden. Hierdurch war Sprechen erstmals seit Tracheotomie möglich, was die Kommunikation insbesondere mit der Familie erheblich erleichterte. Die Maßnahme führte zu einer deutlichen Verbesserung der subjektiven Lebensqualität.

Dieser Fallbericht unterstreicht noch einmal die Bedeutung der Atemmuskelkraft für die Phonation sowie die Bedeutung einer multiprofessionellen Betreuung von tracheotomierten und langzeitbeatmeten Patienten auch in spezialisierten Weaningeinheiten.