Pneumologie 2018; 72(S 01): S62
DOI: 10.1055/s-0037-1619280
Sektion 2 – Endoskopie
Freie Vorträge – Titel: Highlights der Interventionellen Pneumologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapieffekte auch bei fehlender direkter Behandlung – Bronchiale Thermoplastie nach modifiziertem Protokoll (MOABIT-Studie)

S Eisenmann
1   Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinik Halle
,
F Funke
2   Ruhrlandklinik Essen, Westdeutsches Lungenzentrum der Universität Essen-Duisburg
,
K Darwiche
2   Ruhrlandklinik Essen, Westdeutsches Lungenzentrum der Universität Essen-Duisburg
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Hintergrund:

Die Bronchiale Thermoplastie (BT) ist bei schwerem Asthma bronchiale zugelassen. Patientenselektion und Wirkmechanismus sind Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion. Eine Hypertrophie der glatten Muskulatur wurde mit positivem Therapieansprechen in Zusammenhang gebracht, durch BT kann eine Muskelreduktion herbeigeführt werden. Ob Denervierung einen wesentlichen Pathomechanismus darstellt, ist offen.

Methodik:

Bei Patienten, die zur BT vorgestellt wurden, erfolgten vor BT (Zeitpunkt, ZP 1) ein Radial-EBUS und Schleimhautbiopsie eines Segments pro Lappen, bei der 3. Behandlung (ZP 2) wurde dieses Stelle wiederholt. Die sonographisch differenzierbaren Schichten (Intima = I, Muscularis = M, Adventitia = A) wurden graphisch markiert und der Flächenquotient aus I+A/M berechnet. Die BT wurde in TIVA und starrer Bronchoskopie in 3 Abschnitten nach adaptiertem Protokoll durchgeführt: 1. BT Unterlappen rechts/Mittellappen/Hauptbronchus beidseits, 2. BT Unterlappen links, 3. BT Oberlappen beidseits. Die Behandlungsdaten (Aktivierungen) sowie Patientendaten (PFT, AQLQ, OCS-Bedarf) vor und 90 Tage nach der letzten Behandlung wurden erhoben.

Ergebnisse:

7 Patienten (6 weiblich, 1 männlich, mittl. Alter 58 Jahre, FEV1 pred. 58%, AQLQ 3,07 Pkt.) wurden zwischen Januar-August 2016 mit BT therapiert, relevante periprozedurale Komplikationen traten nicht auf. Die sonographische I+A/M-Ratio steigerte sich signifikant nach Thermoplastie (Oberlappen p = 0,01, Mittellappen p = 0,0001, Unterlappen p = 0,01) und ist auch histologisch nachvollziehbar. Dieser Effekt ist in den zum ZP2 bereits therapierten Unterlappen bds, aber deutlicher noch in beiden Oberlappen nachweisbar. 90 Tage nach BT stiegen die FEV1 (63,3%) und der AQLQ (3,79) jeweils signifikant an.

Diskussion:

Es besteht nach BT eine signifikante Abnahme des Muscularis-Anteils auch in den zum ZP 2 unbehandelten Oberlappensegmenten. Als Wirkmechanismus wäre eine Denervierung efferenter Nervenfasern naheliegend. Die höhere relative Muskelreduktion in den unbehandelten Oberlappen ist möglicherweise durch fehlende RFA-bedingte Änderungen in den extramuskulären Bereichen erklärbar. Eine Bestätigung in größerer Patientenkohorte erscheint sinnvoll.