Pneumologie 2018; 72(S 01): S60-S61
DOI: 10.1055/s-0037-1619277
Sektion 12 – Prävention, Rehabilitation und Tabakkontrolle
Freie Vorträge – Titel: Highlights der Rehabilitation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Praxiserfahrungen im 1. Modellprojekt zur Vollfinazierung der Tabakentwöhnung nach S3-Leitline bei COPD in Sachsen und Thüringen

T Heindl
1   Praxis Leipzig
,
J Bickhardt
2   Praxis Dresden
,
F Loth
3   Institut für Psychologie der Technischen Universität Chemnitz
,
S Mühlig
4   Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Chemnitz
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Hintergrund:

Tabakrauchen ist der wichtigste Einzelrisikofaktor für die Entstehung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). In pneumologischen Facharztpraxen in Sachsen und Thüringen wird eine strukturierte Tabakentwöhnung inkl. medikamentöser Entzugssyndrombehandlung nach S3-Leitlinie bei Patienten mit manifester COPD oder Patienten mit chronisch persistierendem Husten (CPH) als relevanter Krankheitsvorstufe etabliert und evaluiert. Methode:

Für die vorliegende Arbeit wurden die Fälle der Interventionsgruppe (n = 99) eines Arm-B-Studienzentrums der noch laufenden multizentrischen ATEMM-Studie6 ausgewertet, um anhand von standardisierter Anamnese, Bodyplethysmografie, CO-Messung im Exhalat und Fragebögen ausgewählte Fragestellungen zu beantworten. Primärer Endpunkt (Outcome) ist die Totalabstinenz 12 Monate nach der Behandlung, gesichert durch ärztliche Untersuchung und CO-Messung (≤9 ppm).

Ergebnis:

Nach 12 Wochen waren 61,9% (Intention-to-Treat, ITT: 52,5%) und nach 12 Monaten waren 58,5% der Teilnehmer rauchfrei (ITT: 38,8%). Seit dem 6.2.2017 existiert nun der erste Vertrag zwischen AOK-Plus und den Leistungserbringern und ist als Modellprojekt zunächst befristet bis 31.12.2018. Die juristische Grundlage als „ergänzende Leistung zur Rehabilitation nach §43 SGB V“ unter der neuen Prämisse der Sekundärprävention gestattet der Krankenkasse im Gegensatz zu bisherigen Primärpräventionsangeboten nach §20 SGB V nun erstmalig die aufwandsgerechte Vollfinanzierung der Verhaltenstherapie in Gruppenkursen (Schulungsinhalte nach S3-Leitlinie + flankierende psychologische Telefon) für Sachsen und Thüringen, die sich am Modell der Vergütung für die DMP-Programme Asthma und COPD orientiert, was die Akzeptanz der Methode erhöht.

  1. Berufsverband der Pneumologen in Sachsen e.V.,

  2. Pneumologische Praxis Leipzig,

  3. Pneumologische Praxis Dresden,

  4. Institut für Psychologie der Technischen Universität Chemnitz,

  5. ebenda, Professur für klinische Psychologie und Psychotherapie

  6. (wird Ende 2017 abgeschlossen, Publikation 2018)

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Abb. 4: Prozentuale Abstinenzquoten im Arm B (Maximalintervention, Intention-to-Treat Analyse = ITT, Abstinenzkriterium: ärztliches Urteil sowie ≤9 ppm CO gemessen im Exhalat, alle drop out gelten als rückfällig).

Das eine untersuchte Studienzentrum erreichte in seiner Kohorte von 99 geschulten Patienten, per CO-Messung objektivierte ITT-Einjahresabstinenzraten von 40% (COPD) bzw. 39% (CPH) Publiziert in „Modellprojekt zurTabakentwöhnung bei COPD-Patienten in Sachsen und Thüringen: Methodik und erste Ergebnisse“

F. G. Loth, J. Bickhardt, T. Heindl und S. Mühlig in Atemwegs- und Lungenkrankheiten, Jahrgang43, Nr. 6/2017, S. 276 – 287