Pneumologie 2018; 72(S 01): S59-S60
DOI: 10.1055/s-0037-1619274
Sektion 12 – Prävention, Rehabilitation und Tabakkontrolle
Freie Vorträge – Titel: Highlights der Rehabilitation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interdependenz von Rauchen und psychischer Komorbidität bei COPD-Patienten: Empirische Daten aus der pneumologischen Rehabilitation

S Mühlig
1   Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Chemnitz
,
K Schultz
2   Klinik Bad Reichenhall der DRV Bayern Süd
,
F Loth
1   Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Chemnitz
,
M Schuler
3   Abteilung für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg
,
M Wittmann
2   Klinik Bad Reichenhall der DRV Bayern Süd
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Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Die Lebenszeitprävalenz des Tabakrauchens unter COPD-Patienten liegt mit 80% weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Das Zigarettenrauchen stellt unbestritten den ätiologischen Hauptfaktor für die chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD) dar. Insgesamt werden etwa 80 – 90% der COPD-Morbidität auf das Tabakrauchen zurückgeführt. Langfristig bildet fast jeder zweite regelmäßige starke Raucher eine COPD aus. Durch eine wirksame Prävention des Tabakrauchens wäre ein Großteil der COPD-Inzidenz zu verhindern bzw. die Langzeitprognose der Erkrankung entscheidend zu verbessern. Allerdings gelingt unter den bereits an COPD erkrankten symptomatischen Patienten nur einem Teil die Tabakentwöhnung. COPD-Patienten weisen zugleich eine weit überdurchschnittliche psychische Komorbidität (Lebenszeitprävalenz klinischer Depressionen: > 30%; Prävalenz subklinischer depressiver Symptome bis 60%) auf. In diesem Beitrag werden mögliche interdependente Zusammenhänge zwischen Depressivität und Tabakrauchen bei COPD-Patienten diskutiert und erste Daten einer prospektiven Studie in der pneumologischen Rehabilitation zum Zusammenhang Rauchen und Depressionen bei n = 561 konsekutiven COPD-Rehabilitanden (GOLD 2 – 4) vorgestellt. Insgesamt weist nur ein Drittel (34%) aller COPD-Reha-Patienten keine bedeutsamen depressiven Symptome auf, 40% zeigen leichte und 27% mittlere bis schwere Symptomatik auf. Es finden sich kaum Unterschiede in Depressionsprävalenz zwischen aktiven und Exrauchern. Allerdings fällt der Anteil mit Verdachtsdiagnose Depression bei mittel- und schwergradigen Rauchern höher (51 – 53%) aus als bei leichtgradigen (39%). Unter COPD-Ptn. ohne Depressionssymtomatik findet sich ein höherer Anteil aktiver Raucher (45%) als in der Gruppe mit Depressivität (37%). Bezüglich Teilnahmerate an der Tabakentwöhnung und Abstinenzerfolg sind keine Unterschiede zwischen depressiv komorbiden und psychisch gesunden COPD-Ptn. festzustellen. Die Daten weisen auf einen moderaten Zusammenhang zwischen Depression und Tabakrauchen in dieser Patientengruppe hin, der allerdings keine deutlichen Auswirkungen auf die Tabakentwöhnung zu haben scheint.