Pneumologie 2018; 72(S 01): S40
DOI: 10.1055/s-0037-1619222
Sektion 11 – Pneumologische Onkologie
Posterbegehung – Titel: Lungenkarzinom I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische und histologische Charakteristika des malignen Mesothelioms auf der Grundlage der landesweiten, vollständigen Erfassung durch das Krebsregister NRW

N Pferdmenges
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
V Krieg
2   Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen gGmbH, Münster
,
AB Schulze
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
H Kajueter
2   Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen gGmbH, Münster
,
G Evers
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
LH Schmidt
3   Pneumologische Ambulanz, Innere Medizin, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
M Mohr
3   Pneumologische Ambulanz, Innere Medizin, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
HW Hense
4   Institut für Epidemiologie; Klinische Epidemiologie; Universitätsklinikum Münster
,
O Heidinger
2   Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen gGmbH, Münster
,
R Wiewrodt
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Hintergrund:

Das Krebsregister Nordrhein-Westfalen (KR NRW) ist ein prospektives Register, das lückenlos alle Krebserkrankungen der ca. 18 Mio. Einwohner NRWs erfasst. Ziel ist die Analyse klinischer und pathologischer Charakteristika des malignen Mesothelioms (MM) auf Grundlage der landesweiten Erfassung durch das KR NRW.

Methoden:

Die Analyse umfasste alle MMs, die in den Jahren 2010 bis 2012 in NRW diagnostiziert und dem KR NRW gemeldet wurden (n = 1199). Bei 232 Fällen war der Datensatz beim letzten Stichtag nicht vollständig. Bei 755 von 967 gültigen Fällen (78,1%) lag der Pathologiebefund vor, in 468 Fällen (48,4%) einschließlich Immunhistochemie.

Ergebnisse:

Von 967 Erkrankten waren 796 männlich (82,3%) und 171 weiblich (17,7%), 81,8% waren beim letzten Stichtag bereits verstorben. Die ICD-Kodierung ergab 885 (91,5%) MM der Pleura (C45.0), 72 (7,4%) MM des Peritoneums, 2 (0,2%) MM des Perikards und 8 (0,8%) MMs sonstiger Lokalisationen. Die Histologie zeigte am häufigsten ein epitheliodes Wachstum (60,4%), gefolgt von biphasischem (13,4%) und sarkomatoidem Wachstum (9,4%); in 16,8% wurde das Wachstumsmuster nicht spezifiziert. Die mediane Überlebenszeit (OS) des MM der Pleura war 12,4 Monate (95%KI 11,3 – 13,4; alle Histologien), die des peritonealen MMs betrug 15,1 Monate (95%KI 4,5 – 25,7; alle Histologien). Das sarkomatoide MM hatte die limitierteste Prognose (OS 5,5 Monate (95%KI 4,3 – 6,8), alle Lokalisationen), und das epitheloide MM hatte die beste Prognose (OS 15,1 Monate (95%KI 13,5 – 16,8); p < 0,001, alle Vergleiche). Multivariat wurden Geschlecht, Alter, histologische Subtypen, verschiedene Wachstumsmuster (spindelzellig; papillär), Nekrosen, hyaline Plaques und der Proliferationsmarker Ki67 als unabhängige Prognosefaktoren erkannt (p < 0,01, alle Vergleiche).

Schlussfolgerung:

Durch das Krebsregister NRW wird die flächendeckende, vollständige Erfassung der 18 Millionen Einwohner NRWs sichergestellt. Die Prognose des MM ist grundsätzlich ungünstig. In einem sehr großen Kollektiv werden definierte histologische Wachstumsmuster und der Proliferationsindex als neue unabhängige Prognosefaktoren des MM erkannt.