Pneumologie 2018; 72(S 01): S13
DOI: 10.1055/s-0037-1619151
Sektion 13 – Thoraxchirurgie
Freie Vorträge – Titel: Thoraxchirurgie Varia
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenparenchymveränderungen durch inhalativen Marijuana-Konsum- drei interessante thoraxchirurgische Fälle

E Jencquel
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Lungenclinic Grosshansdorf
,
S von Weihe
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Lungenclinic Grosshansdorf
,
C Kugler
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Lungenclinic Grosshansdorf
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Publication Date:
21 February 2018 (online)

 

Inhalativer Marijuana-Konsum hat einen Effekt auf die Lungenfunktion mit Ausbildung von chronischer Bronchitis und Atemwegsobstruktionen. Dieser Effekt ist synergistisch mit simultanen Nikotinabusus. Auch endoskopisch und histopathologisch lassen sich entzündliche Veränderungen durch den Marijuana-Konsum nachweisen.Hier berichten wir über mit Marijuana- und Nikotin-Konsum assoziierte pulmonale Komplikationen bei drei jungen Männern. Bei zwei Patienten (m, 17 Jahre und m, 34 Jahre) kam es zu Hb-relevanten Hämoptysen, die sich endoskopisch in beiden Fällen auf den rechten Oberlappen lokalisierten. Es ließen sich bronchitische Veränderungen nachweisen. Beide Patienten mussten mit einer Lobektomie operativ therapiert werden. Histopathologisch zeigten sich frische und ältere alveoläre Hämorrhagien und entzündliche Veränderungen. Bei einem Patienten (m, 34 Jahre) wurden frische Thrombembolien nachgewiesen. In dem anderen Fall zeigten sich verbreiterte Alveolarsepten, die zunächst hochgradig verdächtig auf eine Kapillaritis rheumatologischer Genese waren. Die weitere Diagnostik ergab hierfür jedoch keinen Hinweis. Es kam hier jedoch 18 Monate nach dem Erstereignis, nach erneutem, ausgeprägtem rekreativen Marijuana-Abusus, zu erneuten Hämoptysen mit einem erneuten intensivmedizinischen Aufenthalt. Ein Korrelat zeigte sich hier CT-graphisch und endoskopisch in der Lingula. Ein 34-jähriger Patient zeigte einen linksseitigen Spannungspneumothorax bei einem stark ausgeprägtem, apikal betonten zentroazinärem, bullösen Lungenemphysem unter kombinierten THC- und Nikotinabusus. Es erfolgte eine Drainagetherapie. Eine operative Therapie zur Rezidivprophylaxe konnte auf Grund der diffusen Schädigungen des Lungengerüstes ohne eindeutiges Zielareal nicht erfolgen. Inhalativer THC-Konsum scheint ein relevanter, additiver Risikofaktor für das Entstehen von Hämoptysen entzündlicher Genese sowie für das Fortschreiten eines Lungenemphysems. Eine ausführliche Anamnese auch bezüglich der Einnahme inhalativer Drogen sollte immer erfolgen.