Kinder- und Jugendmedizin 2005; 05(02): 85-90
DOI: 10.1055/s-0037-1617851
Vorsorge
Schattauer GmbH

Akzeptanz von Kindervorsorgeuntersuchungen als Public Health-relevantes Arbeitsgebiet

Eine deskriptive Untersuchung bei Einschulungskindern zum Zeitverlauf und zu Einflussfaktoren des Gesundheits- und PräventionsverhaltensAcceptance of preventive medical check ups for children as a relevant public health working fieldA descriptive examination of preschool children for period and factors of influence on health- and prevention behaviour
Heribert Ludwig Stich
1   Landratsamt Dingolfing-Landau, Abteilung Gesundheitswesen (Abteilungsleiter: Medizinaldirektor Dr. med. F. Beblo)
,
Franz Beblo
1   Landratsamt Dingolfing-Landau, Abteilung Gesundheitswesen (Abteilungsleiter: Medizinaldirektor Dr. med. F. Beblo)
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Publication History

Eingegangen: 08 January 2004

angenommen: 25 February 2004

Publication Date:
11 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Unter einem gesundheitswissenschaftlichen Ansatz sollten die Teilnahme- und Fehlraten von Kindervorsorgeuntersuchungen (U1 bis U9) der Geburtsjahrgänge 1991-1996 ermittelt und im Zeitverlauf dargestellt werden.

Bei Schuleingangsuntersuchungen der Jahre 1997 bis 2003 wurden die Vorsorgehefte eingesehen, retrospektiv die Häufigkeiten durchgeführter und fehlender U-Vorsorgeuntersuchungen in anonymisierter Form ermittelt und nach Geschlechts- und Nationenzugehörigkeit untergliedert.

Im Durchschnitt wurden von 91,3% der Einschulungskinder die »gelben Hefte« zur Einsichtnahme vorgelegt, wovon zu 78,3% alle neun U-Vorsorgeuntersuchungen komplett durchgeführt waren. Die U1 bis U7 wurden mit deutlichem Abstand am häufigsten wahrgenommen bzw. fehlten bei etwa jedem achten Vorschulkind die U8 und bei etwa jedem sechsten die U9. Die Geschlechtszugehörigkeit der einschulungspflichtigen Kinder hatte keinen Einfluss auf die Anzahl fehlender U-Vorsorgeuntersuchungen, wobei allerdings bei Kindern mit einer nicht-deutschen Nationalität wesentlich mehr Vorsorgeuntersuchungen fehlten als bei deutschen Kindern. Aus einer Public Health-orientierten Perspektive sollten U-Vorsorgeuntersuchungen möglichst vielen Kindern zugänglich sein, was jedoch für Vorschulkinder mit einer nicht-deutschen Staatsangehörigkeit nicht gewährleistet war und einen diesbezüglichen Optimierungsbedarf begründet.

Summary

With regard to aspects of health sciences the participation and failure rates of preventive medical check ups for children (U1-U9) of birth years 1991-1996 were to be established and presented over a period of time. During the school entry examinations of the years 1997-2003 the preventive pamphlets were inspected, the frequency of done and failed U preventive medical check ups were anonymously and retrospectively established and subdivided into Gender and Nationality. An average of 91,3% of the preschool children presented the ”yellow Pamphlets“ of which 78,3% all nine U preventive medical check ups were completely carried out. The U1 through to U7 were completed most often by a large margin whereas on average every 8th of the U8 and every 6th of the U9 were missing. The Gender of the preschool children did not have any influence on the frequency of the missing U medical check ups. However, it was found that considerably less U medical check ups were carried out as it applies to children with a non-German nationality as compared to German preschool children.

From a Public Health orientated perspective it should be ensured, that as many children as possible should be offered these check ups. This was, however, not ensured as it applies to preschool children with a non-German nationality and therefore, a requirement to optimise this exists.

 
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