Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607898
Poster
Pränatale Diagnostik (Beratung, Screening, Ultraschall)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chorangiom und Polyhydramnion – ein unerwarteter Befund beim Neugeborenen

S Wegener
1   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Geburtsmedizin, Berlin, Germany
,
K Bindeballe
2   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin, Germany
,
U Jarchau
1   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Geburtsmedizin, Berlin, Germany
,
L Hellmeyer
1   Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Geburtsmedizin, Berlin, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Hintergrund:

Das Chorangiom der Plazenta ist ein benigner, hamartomatöser Gefäßtumor in den Chorionzotten. Er wird in ca. 1% der histologisch untersuchten Plazenten beschrieben und ist somit der häufigste Plazentatumor. Als Komplikationen können eine Wachstumsretardierung sowie ein Hydrops fetalis auftreten.

Methodik/Fallvorstellung:

Erstvorstellung einer 31-j IG/0P in der 32+3SSW mit Polyhydramnion. Zusätzlich zeigte sich sonographisch ein unklarer Plazentatumor bei V.a. Chorangiom und eine fetale Makrosomie bei Wachstum auf der 95. Perzentile. Eine unauffällige Feindiagnostik, ein unauffälliger 50 g oGTT und TORCH-Serologie lagen zu diesem Zeitpunkt vor.

Es erfolgte die stationäre Aufnahme zur Lungenreifeinduktion und Amniondrainage mit unauffälliger Genetik (Karyotyp 46,XX) in der 33+1SSW nach unauffälligem 75 g oGTT.

In der 35+1SSW erfolgte die primäre Sectio in Spinalanästhesie bei deutlicher Beschwerdezunahme seitens der Patientin. In der Plazentahistologie bestätigte sich die Verdachtsdiagnose des Chorangiom. Es wurde ein Initial leicht deprimiertes Mädchen mit 2850 g, APGAR 6/7/8, pH-NA: 7,20, BE -5,1mmol/L entwickelt. Es erfolgte die Erstversorgung des Neugeborenen sowie CPAP bis 2. Lebenstag. Das Neugeborene zeigte eine Hypoglykämie, zögerliches Trinken und wurde bis zum 4. Lebenstag parenteral ernährt. Ab der 12. Lebensstunde wies das Neugeborene multiple stecknadelkopfgroße Hämangiome am gesamten Körper auf. Sonographisch und im MRT zeigten sich multiple große, die Leber durchsetzende Hämangiome bei deutlich erhöhten Transaminasen (GOT 300 U/l, GPT 150 U/l) und einer Choletase. Ein Wiedemann-Beckwith-Syndrom wurde genetisch ausgeschlossen.

Das Neugeborene wurde mit Propranolol, Ursodesoxycholsäure, Vitaminen A/D/E/K und MCT-Öl behandelt bzw. substitutiert. Bisher zeigt der Säugling ein gutes Ansprechen auf die konservative Therapie.

Schlussfolgerung:

Das Chorangiom der Plazenta ist ein seltener aber ernstzunehmender Befund. Neben engmaschigen sonographischen Kontrollen in der Schwangerschaft sollte eine Entbindung am Perinatalzentrum empfohlen werden, um ggf. die weitere Diagnostik bzw. Therapie beim Neugeborenen einzuleiten.