Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605956
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Potentialanalyse zu ergotherapeutischen körperlichen Trainingsprogrammen und Wohnraumanpassungen zur Sturzprävention von Senioren

C Müller
1   Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Fakultät für Sozialwissenschaften; Department Gesundheit und Pflege, Saarbrücken
,
S Lautenschläger
1   Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Fakultät für Sozialwissenschaften; Department Gesundheit und Pflege, Saarbrücken
,
S Voigt-Radloff
2   Deutsches Cochrane Zentrum, Freiburg i.Br.
3   Universitätsklinikum Freiburg, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Freiburg i.Br.
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Hintergrund:

In Deutschland ereignen sich jährlich 4 bis 5 Mio. Stürze bei zu Hause lebenden Senioren. Die Potenzialanalyse untersucht, inwieweit ergotherapeutische körperliche Trainingsprogramme und Wohnraumanpassungen Sturzrisikofaktoren wirksam beeinflussen und die Sturzhäufigkeit reduzieren können.

Methodik:

Anhand eines Leitfadens für komplexe Interventionen wird die Übertragbarkeit wirksamer Interventionen in den deutschen Versorgungskontext untersucht.

Ergebnisse:

Das aktuelle Cochrane Review belegt basierend auf 45 randomisiert kontrollierten Studien (RCTs) mit 9.400 Personen, dass körperliches Training die Anzahl an Stürzen (7 Studien, 951 Teilnehmer, 0,68 RaR; 95%-KI = 0,58 – 0,80), die Anzahl gestürzter Personen (6 Studien, 714 Teilnehmer, 0,78 RaR, 95%-KI = 0,64 – 0,94) und Frakturen (6 Studien, 810 Teilnehmer, 0,34 RR, 95%-KI = 0,18 – 0,63) wirksam reduzieren kann. Basierend auf 9 RCTs mit 4400 Personen wurde gezeigt, dass durch Wohnraumanpassungen die Anzahl von Stürzen (4 Studien, 1443 Teilnehmer, 0,69 RaR, 95%-KI = 0,55 – 0,86) und die Anzahl gestürzter Personen (5 Studien, 1153 Teilnehmer, 0,79 RaR, 95%-KI = 0,70 – 0,91) wirksam reduziert werden kann.

Schlussfolgerung:

Eine direkte Implementation der Interventionen in den deutschen Versorgungskontext ist kritisch zu beurteilen. Empfohlen werden: 1) Wohnraumanpassungen zu manualisieren, 2) wirksame körperliche Trainingsprogramme hinsichtlich theoretischer Fundierung, Akzeptanz, Anwendbarkeit und Durchführbarkeit durch Machbarkeitsstudien zu untersuchen, 3) klientenzentrierte Endpunkte, Kosten sowie unerwünschte Effekte zu erfassen. Bei positiven Ergebnissen kann eine Wirksamkeitsstudie angeschlossen werden.