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DOI: 10.1055/s-0037-1604981
Europaweite Studie zur Leberbeteiligung beim Alpha1-Antitrypsin-Mangel offenbart die Leberfibrose und -steatose in Erwachsenen mit dem homozygoten PiZZ-Genotyp
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
02. August 2017 (online)
Hintergrund:
Alpha1-Antitrypsin (AAT)-Mangel wird durch Mutationen im AAT-Gen verursacht und prädisponiert zur Entwicklung einer Lungen- und Lebererkrankung. Im Gegensatz zur Lunge ist die Leberbeteiligung weitgehend unerforscht. Um das Ausmaß der Leberbeteiligung bei Patienten mit dem klassischen, schweren AAT-Mangel (PiZZ-Genotyp) zu charakterisieren, initiierten wir eine europaweite Studie.
Methoden:
In Kooperation mit Patientenorganisationen und spezialisierten Pneumologen rekrutierten wir prospektiv 292 Erwachsene mit dem PiZZ-Genotyp aus Deutschland, Österreich, Belgien und Niederlande sowie 151 gematchte Kontrollen ohne AAT-Mutation. Alle Probanden erhielten eine Laboruntersuchung sowie eine transiente Elastografie (TE) inkl. liver stiffness measurement (LSM) und controlled attenuation parameter (CAP).
Ergebnisse:
Trotz regelmäßiger Lungenbetreuung erhielten über 80% der PiZZ-Patienten keine regelmäßigen Leberuntersuchungen. Die Leberwerte waren bei PiZZ-Probanden zwar selten erhöht (ALT in 19%, AST in 11%, GGT in 22% und ALP in 5%), trotzdem wiesen diese im Mittel höhere Werte als Kontrollen auf (alle Parameter: p< 0,0001). LSM war ebenfalls höher in der PiZZ- als in der Kontrollgruppe (6,4 ± 3,9 vs. 4,7 ± 1,6 kPa, p< 0,0001) und in PiZZ-Männern als -Frauen (7,2 ± 4,4 vs. 5,6 ± 2,9 kPa, p< 0,0001). 28% der PiZZ-Probanden zeigten LSM ≥7,1 kPa, vereinbar mit einer signifikanten Fibrose. In biopsierten Patienten zeigte sich eine gute Vereinbarkeit zwischen LSM und histologischem Fibrosegrad. Dabei zeigten Männer, Übergewichtige sowie Patienten mit erhöhter GGT signifikant höhere odds ratios für LSM ≥7,1 kPa. CAP als Surrogat der Steatose lag in 61% der PiZZ-Patienten ≥248 dB/m und damit deutlich höher als bei Kontrollen (p< 0,0001). PiZZ-Patienten zeigten signifikant niedrigere Triglycerid- und LDL-Cholesterin.Spiegel im Serum als Kontrollen. LSM war nicht mit pulmonaler Symptomatik (CAT-Test), Heimsauerstofftherapie oder intravenöser AAT-Substitution assoziiert.
Fazit:
An der bisher größten PiZZ-Kohorte konnten wir durch systematische hepatologische Evaluation zeigen, dass PiZZ-Patienten zur Entwicklung einer Leberfibrose und -steatose neigen. Durch weitere Untersuchungen sollen Kofaktoren identifiziert werden, die zur Progression der Leberbeteiligung beitragen.