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DOI: 10.1055/s-0037-1604531
Charakteristika von Nichtantretern einer Entwöhnungsbehandlung und Schlussfolgerungen für eine Optimierung des Antrittsverhaltens
Publication History
Publication Date:
08 August 2017 (online)
Einleitung:
Der Nichtantritt von Maßnahmen der Suchtrehabilitation führt zu einer Chronifizierung des Krankheitsgeschehens und zu einem hohen Risiko andauernder Erwerbsunfähigkeit mit der möglichen Folge frühzeitiger Berentung wegen Erwerbsminderung. Wirtschaftlich wie gesundheitspolitisch stellt dies ein erhebliches Risiko dar. Köhler et al. (2007) fanden Nichtantrittsquoten bei Alkoholabhängigkeit von 17%, bei Drogenabhängigkeit von 20%, bei Mehrfachabhängigkeit von 24% und bei Medikamentenabhängigkeit von 23%. In einer Befragung der Suchtverbände 2009 lag die Nichtantrittsquote für Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit bei ca. 26% und für Drogenabhängigkeit bei ca. 37%.
Methodik:
In einer Stichtagsbefragung werden alle Patienten der MEDIAN Kliniken Daun schriftlich sowohl zu Hinderungsgründen im Vorfeld der gegenwärtigen Indexbehandlung, als auch hinsichtlich möglicher Hinderungsgründe bzw. Nichtantritt zurückliegender medizinischer Rehabilitationsbehandlungen Sucht befragt. Abgefragt werden u.a. soziale und familiäre Gründe, neue gesundheitliche, insbesondere suchtbezogene Probleme, Berücksichtigung des Wunsch- und Wahlrechtes sowie Fragen zum Schnittstellenmanagement zwischen Akut- und Rehabilitationsbehandlung. Die Befragung erfolgt freiwillig. Die Stichprobengrößen umfassen 117 Patienten mit Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit und 34 Patienten mit Drogenabhängigkeit. Vergleichend werden auch 71 Patienten mit psychosomatischer Rehabilitationsdiagnose untersucht.
Ergebnisse:
Es werden Variablen, die das (potentielle) Nichtantrittsverhalten erklären können, identifiziert. Neben soziodemografischen Variablen werden krankheits- und gesundheitsbezogene und strukturelle Variablen (unzureichende Reha-Fallbegleitung, defizitäres Case- und Schnittstellenmanagement, Verbesserungsbedarf der organisatorischen und zeitlichen Abläufe zwischen Bewilligung und Antritt) identifiziert. Nichtantreter bei früheren Rehabilitationsmaßnahmen und ‚Risikorehabilitanden‘ hinsichtlich des Antritts bei der Indexbehandlung werden identifiziert.
Schlussfolgerung:
In Kooperation von Leistungsträgern und Leistungserbringern sollen langfristig die Nichtantrittsquoten zur Entwöhnungsbehandlung gesenkt werden. Hierzu sind differenzierte Analysen entsprechender Gründe erforderlich, die wiederum Grundlage für die Entwicklung von Maßnahmen zur Gegensteuerung sein können. Hierzu werden erste Schlussfolgerungen und Hinweise gegeben, die auch auf andere Reha-Einrichtungen übertragbar sind.