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DOI: 10.1055/s-0037-1602505
Einflussfaktoren auf die Entscheidung für Früherkennung bei gesunden Frauen mit einer BRCA1/2 Mutation
Publication History
Publication Date:
09 May 2017 (online)
Zielsetzung:
Frauen mit einer Mutation in den Genen BRCA1/2 tragen ein lebenslang erhöhtes Risiko, an Brust-/Eierstockkrebs zu erkranken. Vor ihnen liegt die schwerwiegende Entscheidung bezüglich der Inanspruchnahme präventiver Maßnahmen bis hin zur prophylaktischen Mastektomie. Im Rahmen der Syskon-Studie sollen Einflussfaktoren auf die Entscheidung für Früherkennung oder prophylaktische Mastektomie eruiert werden.
Methoden:
Es werden konsekutiv gesunde BRCA1/2-Mutationsträgerinnen rekrutiert. Sie werden zu drei Zeitpunkten (direkt nach Genbefundmitteilung, 6 – 8 Wochen und 6 – 8 Monate später) u.a. zu ihrem psychischen Befinden (Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS) und ihrer subjektiven Risikoeinschätzung, an Brustkrebs zu erkranken, befragt.
Ergebnisse:
Von bisher 111 Frauen weisen 21 (18,9%) pathologisch erhöhte Angstwerte auf (Vergleich: 9% in der deutschen Allgemeinbevölkerung nach Herrmann-Lingen, 2011). Knapp die Hälfte dieser Frauen wählt eine prophylaktische Mastektomie. 22 (19,8%) der Betroffenen überschätzen ihr Risiko um mehr als 10%, in den nächsten 5 Jahren an Brustkrebs zu erkranken. Von diesen Mutationsträgerinnen entscheiden sich 73% für eine prophylaktische Mastektomie. Der wichtigste selbsteingeschätzte Einflussfaktor auf die Entscheidung für eine Früherkennung oder eine prophylaktische Mastektomie ist „die Brust- bzw. Eierstockkrebserkrankung von Angehörigen“, gefolgt von „der Angst selbst zu erkranken“, „dem Tod einer Angehörigen durch die Erkrankung“ und „dem statistischen Erkrankungsrisiko“.
Zusammenfassung:
Frauen, die Ihr Erkrankungsrisiko im Vergleich zum rechnerischen Risiko überschätzen, entscheiden sich mehrheitlich für eine prophylaktische Mastektomie. Um zu vermeiden, dass sich die Risikoüberschätzung in der Entscheidung für prophylaktische Maßnahmen widerspiegelt, sollten die Risikokommunikation bei Ärzten bzw. die Risikoperzeption bei Betroffenen verbessert werden. Ob eine Reduktion der Angst möglich ist, wird innerhalb einer geplanten Interventionsstudie geprüft.