Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(05): 524-561
DOI: 10.1055/s-0037-1602357
Senologie & Onkologie II; Datum: Samstag, 17.06.2017, 09:45 bis 11:15 Uhr, Vorsitz: Gunda Pristauz, Stephan Seitz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prognostische Relevanz des EP3-Rezeptors bei sporadischem Brustkrebs

A Semmlinger
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU München, Campus Großhadern, München, Deutschland
,
V von Schoenfeldt
2   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU München, Campus Innenstadt, München, Deutschland
,
E Schmoeckel
3   Institut für Pathologie LMU München, München, Deutschland
,
S Mahner
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU München, Campus Großhadern, München, Deutschland
2   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU München, Campus Innenstadt, München, Deutschland
,
U Jeschke
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU München, Campus Großhadern, München, Deutschland
2   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU München, Campus Innenstadt, München, Deutschland
,
N Ditsch
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU München, Campus Großhadern, München, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 June 2017 (online)

 

Fragestellung:

Prostaglandine (PG) sind Gewebshormone mit vielfältigen biologische Effekten, die vor allem bei Entzündungsreaktionen eine entscheidende Rolle spielen. Erhöhte Prostaglandinspiegel (insbesondere von PGE2) wurden jedoch auch mit der Entstehung und Progression verschiedener Malignome in Verbindung gebracht. PGE2 wird vor allem durch das Enzym Cyclooxygenase-2 (COX-2) synthetisiert und eine COX-2-Überexpression konnte bei verschiedenen Malignomen gezeigt werden. Die Hemmung der COX-2 – und somit konsekutiv eine Senkung der PGE2-Spiegel – durch nicht-steroidale Antirheumatika oder Coxibe, hat in verschiedenen Studien Effekte in Prävention und Behandlung von Karzinomen gezeigt. Aufgrund ihrer Nebenwirkungen ist der klinische Einsatz dieser Medikamente jedoch begrenzt. PGE2 vermittelt seine biologische Wirkung über vier G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, EP1 – 4. Um spezifischere Targets für die Hemmung der PGE2-Effekte zu finden, werden diese Rezeptoren momentan intensiv analysiert. Diese Arbeit evaluiert die Expression des EP3-Rezeptors bei sporadischem Brustkrebs und seine Assoziation zu Progression und Überleben.

Methodik:

Die EP3-Expression wurde auf Brustkrebsgewebe von 277 sporadischen, primär nicht metastasierten Brustkrebsfällen immunhistochemisch analysiert (primärer monoklonaler anti-EP3 IgG-Antikörper). Die EP3-Expression wurde anhand des „immunoreactivity score“ (IRS) quantifiziert, wobei ein IRS ≥2 als positiv gewertet wurde. Die statistischen Analysen wurden mit SPSS unter Verwendung des Chi-Quadrat-Tests, Kaplan-Meier-Kurven und Cox Regressionsanalysen durchgeführt.

Ergebnisse:

Der EP3-Rezeptor wurde in 71,1% aller Fälle exprimiert und korrelierte nicht mit klinisch-pathologischen Parametern (z.B. Tumorgröße, Lymphknotenstatus, Östrogen-/Progesteronrezeptor, Her2neu-Amplifikation). Das progressionsfreie Überleben war sowohl nach 5 Jahren (p = 0,03) als auch nach 10 Jahren (p = 0,003) bei EP3-positiven Fällen signifikant höher als bei EP3-negativen Fällen. EP3-positive Fälle zeigten ein verbessertes Langzeitüberleben nach 10 Jahren (p = 0,001); die Überlebensrate nach 5 Jahren (p = 0,08) war unabhängig von der EP3-Expression. Die Cox Regressionsanalyse bestätigte EP3 als unabhängigen prognostischen Faktor.

Schlussfolgerung:

Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine positive EP3 Expression bei sporadischem Brustkrebs einen relevanten prognostischen Faktor bezüglich progressionsfreiem und Gesamtüberleben darstellt. Der Weg, wie EP3 den eigentlich tumorfördernden Effekten der erhöhten PGE2-Spiegel und der COX-Überexpression entgegensteht, ist jedoch noch nicht ausreichend verstanden. Weitere Studien, die die durch EP3 regulierten Faktoren analysieren, sind also notwendig, um das Potential von EP3 als therapeutisches Target genauer zu evaluieren.