Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(05): 524-561
DOI: 10.1055/s-0037-1602300
Onkologie I; Datum: Freitag, 16.06.2017, 10:00 bis 11:30 Uhr, Vorsitz: Peer Hantschmann, Stephan Polterauer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Humane Papillomviren: Prävalenzen und Risikofaktoren in Ouagadougou, Burkina Faso

M Hatzipanagiotou
1   Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
I Runge
1   Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
D Holzinger
1   Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
F Millogo
1   Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
M Pawlita
1   Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
J Wacker
1   Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
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Publication History

Publication Date:
02 June 2017 (online)

 

Fragestellung:

Ziel der vorliegenden Studie ist es, Faktoren zu eruieren, die der Prävention des Zervixkarzinoms in Burkina Faso zugänglich sind. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass das Zervixkarzinom die häufigste maligne Erkrankung der Frau in Burkina Faso ist.

Die Prävalenz der verschiedenen HPV-Genotypen bei Frauen mit und ohne zervikale Neoplasien in Ouagadougou soll eruiert werden. Da aus Burkina Faso bislang keine exakten Daten über die Krankheitslast der HPV-Infektion verfügbar sind, lassen sich nur eingeschränkt Aussagen über den Effekt eines Impfprogrammes im Lande machen. Neben der Infektion mit HPV sollen sozioökonomischen Faktoren untersucht werden, die möglicherweise eine Rolle in der Genese des Zervixkarzinoms in Burkina Faso spielen. Außerdem wird die Prävalenz anderer sexuell übertragbarer Krankheiten (STIs) untersucht, um Zusammenhänge mit dem Vorhandensein einer HPV-Infektion zu erkennen.

Methodik:

Im Zeitraum von Oktober 2013 bis März 2014 wurde eine in zwei Studienpopulationen aufgeteilte Querschnittstudie in Ouagadougou durchgeführt. Die erste Studienpopulation bestand aus n = 471 Frauen ohne bekannte zervikale Neoplasien. Die zweite Studienpopulation setzte sich aus n = 39 Frauen zusammen, die aufgrund einer histologisch nachgewiesenen zervikalen Neoplasie rekrutiert wurden. Retrospektiv wurden Daten zu möglichen und gesicherten Risikofaktoren des Zervixkarzinoms erhoben. Die Teilnehmerinnen wurden gynäkologisch untersucht und es wurde eine Vaginallavage entnommen, welche molekulargenetisch auf 54 verschiedene humane Papillomvirus-Genotypen und auf 18 weitere STIs untersucht wurde.

Ergebnisse:

In der ersten Population wurden HPV 16 (6,5%), HPV 18 (4,1%), HPV 35 (4,1%), HPV 52 (5,9%) und HPV 59 (2,9%) am häufigsten nachgewiesen. In der zweiten Population waren dieselben High-risk HPV-Typen am häufigsten vertreten: Typ 16 (30,8%), 18 (17,9%), 35 (15,4%), 52 (17,9%) und 59 (10,3%). Die Prävalenz der klassischen STIs betrug in der ersten Studienpopulation 10,3% und in der zweiten Studienpopulation 14,3%. Die wichtigsten signifikanten Koinfektionen fanden sich zwischen dem DNA-Nachweis von Herpes simplex Virus 2 und der humanen Papillomvirus-DNA-Positivität. Knapp 5% der Frauen gaben an, regelmäßig Kondome zu verwenden. Der quadrivalente Impfstoff Gardasil® würde 33,9%, der nonavalente Impfstoff Gardasil®9 (9vHPV) 57,1% aller gefundenen High-risk HPV-Typen abdecken.

Schlussfolgerung:

Aufgrund der hohen Mortalität und der schlechten Therapiemöglichkeiten ist die Prävention des Zervixkarzinoms in Burkina Faso von großer Bedeutung. Die geringe Verwendung von Kondomen, die hohe Rate an STIs und die hohe HPV-Durchseuchungsrate müssen effektiv bekämpft werden. Die Prävention einer Infektion mit HPV durch eine Impfung würde voraussichtlich mit einer drastischen Senkung der Inzidenz des Zervixkarzinoms in Burkina Faso einhergehen.