Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602059
4. Mai 2017
Forum: Nachhaltige multisektorale Strategien für Gesundheit auf kommunaler Ebene
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheit in der kommunalen Planung stärken – Ansatzmöglichkeiten und Instrumente in Nordrhein-Westfalen

T Claßen
1   Landeszentrum Gesundheit NRW, Bielefeld
,
O Mekel
1   Landeszentrum Gesundheit NRW, Bielefeld
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Hintergrund und Zielsetzung::

Laut §8 des Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (ÖGDG NRW) sind die unteren Gesundheitsbehörden (kommunale Gesundheitsämter, uGB) der Kreise und kreisfreien Städte aufgefordert, sich an Stellungnahmen zu beteiligen, sofern „gesundheitliche Belange der Bevölkerung berührt werden, um Feststellungen zur gesundheitlichen Verträglichkeit des Vorhabens zu treffen.“ Das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW) unterstützt die Kommunen bei der Entwicklung und Durchführung gesundheitsbezogener Planungen mit dem Ziel

  • einer Sensibilisierung der kommunal planenden Institutionen für die Notwendigkeit einer räumlich und bevölkerungsgruppenspezifisch differenzierenden Berücksichtigung gesundheitlicher Belange,

  • der Förderung integrierter Verfahrensweisen im kommunalen Verwaltungs- und Planungshandeln als ein Baustein zur Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Settings Kommune, sowie

  • einer verhältnispräventiven Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung.

Herangehensweise und Ergebnisse::

Das LZG.NRW entwickelt Hinweise, Arbeitshilfen und Instrumente zur Berücksichtigung von gesundheitlichen Belangen in kommunalen Planungsprozessen. So wird seit 2009 ein Konzept zur Einführung des lokalen Fachplans Gesundheit erarbeitet. Dieser versteht sich als Instrument des ÖGD im kommunalen Steuerungs- und Planungszyklus und soll als Schwungrad von der Bedarfsermittlung hin zur Maßnahmenplanung und -umsetzung wirken. Das Ziel besteht darin, das Aufgaben- und Leistungsspektrum des Gesundheitssektors darzustellen sowie gesundheitsbezogenem, verhältnisorientiertem Handeln in kommunalen Planungsverfahren mehr Stringenz, Transparenz, Konsens und Verbindlichkeit zu verleihen. Ferner wurde, basierend auf der Australischen Healthy Urban Development (HUD) Checklist, der Leitfaden Gesunde Stadt entwickelt, der die intersektorale Zusammenarbeit von Akteuren der Stadt- und Raumplanung und des ÖGD in laufenden Planungsvorhaben systematisch unterstützen soll.

Ergebnisse und Schlussfolgerung::

Das Konzept zum Fachplan Gesundheit wurde bereits mehrfach erprobt und zeigte hierbei vielfältige Potenziale, aber auch Grenzen im Hinblick auf eine gesundheitsförderliche Kommunalentwicklung im Sinne der Whole-of-Governance-Strategie der WHO auf. Der Leitfaden Gesunde Stadt wird nach dessen Veröffentlichung im Jahr 2017 im Rahmen von Workshops sowie vorhabenbezogen erprobt. Das LZG.NRW wird diese Prozesse in enger Kooperation mit Kommunen weiterhin begleiten, fördern und dokumentieren.