Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601918
3. Mai 2017
Die Zukunft der Prävention mit dem ÖGD gestalten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklung eines lebensphasenübergreifenden integrierten Handlungskonzepts zur Primärprävention durch den ÖGD

B Wollenberg
1   Landkreis Marburg-Biedenkopf/Hessen Fachbereich Gesundheitsamt, Marburg
,
R Reul
1   Landkreis Marburg-Biedenkopf/Hessen Fachbereich Gesundheitsamt, Marburg
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Maßnahmen zur Stärkung gesundheitsfördernder Lebensverhältnisse und gesunder Lebensstile sollen allen Menschen im Landkreis Marburg-Biedenkopf/Hessen in den drei Lebensphasen „Gesund aufwachsen – Gesund bleiben – Gesund altern“ zugänglich gemacht werden.

Methode::

Entwicklung und Umsetzung einer kommunalen Gesundheitsstrategie unter Berücksichtigung der rechtlichen Voraussetzungen im Präventionsgesetz (PrävG) und des Hessischen Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst (HGöG).

Ergebnis::

Am 21.09.2016 traten der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Universitätsstadt Marburg dem kommunalen Partnerprozess „Gesundheit für alle“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bei. Kurz zuvor hat das Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf mit der Universitätsstadt Marburg die Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“ initiiert. Die Gesamtkoordination liegt beim Gesundheitsamt. Es entstand eine Netzwerkstruktur mit einem partizipativen Anspruch. Sie besteht aus Präventions- und Versorgungskonferenzen, Arbeitskreisen, einem Beirat und einem Kernteam. Kernstück der Initiative ist ein lebensphasenübergreifendes, integriertes Handlungskonzept zur Primärprävention, um die interdisziplinäre sowie multisektorale Zusammenarbeit im Sinne des WHO Ansatzes „Health in All Policies“ aufzubauen. Es wurde begonnen, die Konzepte und Ziele aus der Kinder-, Jugend- und Familienpolitik, Soziales, Arbeit, Wohnen usw. zu analysieren und miteinander in einen gemeinsamen Kontext zu bringen. Als erste Arbeitsbausteine wurden eine Situations-, Bedarfs- und Bedürfnisanalyse, Evaluationsplanung (Qualitätssicherung und -entwicklung), Entwicklung eines Leitbildes und eines gemeinsamen Gesundheitsverständnisses, Festlegung von Gesundheitszielen sowie Aufbau einer kontinuierlichen Gesundheitsberichterstattung identifiziert. Mit Einzelgesprächen bei den 22 Bürgermeistern im Landkreis wird eine Beteiligung der Gemeinden und Städte sichergestellt.

Schlussfolgerung::

Mit der Entwicklung einer integrierten und lebensphasenübergreifenden Präventionsstrategie sowie dem Aufbau von „Präventionsketten“, werden erprobte Vorgehensweisen genutzt, die sich an der Bevölkerungsstruktur orientieren. Damit wird ein wirkungsvoller Einsatz der vorhandenen Ressourcen sichergestellt. Hierbei ist eine koordinierte Zusammenarbeit der Bereiche Jugendhilfe, Gesundheit, Soziales, Stadtentwicklung, Bildung und weiterer Fachbereiche unerlässlich. Die kommunale Gesamtstrategie führt dazu, dass Ressourcen und Kompetenzen gebündelt werden und effektiv ihre Wirkung entfalten. Sie stärkt die Verhältnisprävention und erleichtert den Zugang zu Menschen in schwierigen sozialen Lebenslagen.