Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601897
2. Mai 2017
Workshop: „Grundlagen der angewandten Umweltmedizin“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Umweltmedizin in Public Health

C Hornberg
1   Uni Bielefeld, Bielefeld
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Umweltmedizin und Public Health zeigt sich, dass zentrale Verbindungslinien einerseits durch die interdisziplinäre Ausrichtung gegeben sind und andererseits durch den Fokus auf Gesundheit und die Wiederherstellung von Gesundheit – jenseits der rein kurativ ausgerichteten Medizin.

Angesichts der vielfältigen Handlungserfordernisse im Bereich der umweltbezogenen Gesundheit ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen Umweltmedizin und Public Health erforderlich. Handlungsleitend ist dabei eine umfassende, individual – und bevölkerungsmedizinisch ausgerichtete Perspektive, die umweltbezogene Gesundheitsrisiken in den alltäglichen Lebensumwelten der Menschen in den Blick nimmt. Voraussetzung hierfür ist ein Umweltverständnis, das von einem erweiterten Umweltbegriff ausgeht, um der engen Verknüpfung der sozialen Lebens(um)welten der Menschen mit biologisch-ökologischen, physikalischen und chemischen Umweltfaktoren gerecht zu werden.

Am Beispiel der Diskussion um mangelnde und bisweilen fehlende Teilhabechancen an gesunden Lebens- und Umweltbedingungen in bestimmten städtischen Lebensumwelten und Teilräumen skizziert der Beitrag auch Wissenslücken und Fragen, die es erfordern, die gesundheitlichen Auswirkungen anthropogener Umwelteinflüsse eingehender zu untersuchen.

Um sicherzustellen, dass der Zusammenhang zwischen den sozialen Verhältnissen und den individuellen Gesundheitschancen ausreichend Berücksichtigung findet, ist eine integrative Verzahnung von Public Health und Umweltmedizin sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf politischer Handlungsebene im Sinne von „Health in all policies“ erforderlich.

Öffentliche und mediale Diskussionen über nachgewiesene oder potenzielle umweltbedingte Gesundheitsrisiken haben dabei einen zentralen Stellenwert und erfordern dabei eine fachgerechte Risikoabschätzung und -bewertung, aber auch fach- und sachadäquate Strukturen im Dialog mit der Bevölkerung sowie mit Behörden.