Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601497
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Splenose im kleinen Becken imponiert als Ovarpathologie. Ein Fallbericht elf Jahre nach Splenektomie

S Jurk
1   Frauenklinik, St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig, Leipzig
,
A Gütz
2   Institut für Pathologie am Elsapark Leipzig
,
G Zuz
3   Allgemein- und Viszeralchirurgie/Proktologie St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig
,
B Henne
1   Frauenklinik, St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig, Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Einführung:

Wir berichten über drei inzidentell aufgetretene Splenoseherde bei einer beschwerdefreien jungen Frau im kleinen Becken als Differentialdiagnose zu Ovarpathologien nach einer Splenektomie.

Verlauf:

Die Vorstellung der 30-jährigen beschwerdefreien Nullipara erfolgte mit dem Verdacht auf ein Dermoid des rechten Ovars zur laparoskopischen Abklärung. Die runde Struktur zeigt sonographisch keinerlei Malignitätskriterien, auch das CA 125 war normwertig. Anamnestisch war die Patientin vor elf Jahren nach einem Autounfall splenektomiert worden.

Intraoperativ konnte ein Dermoid ausgeschlossen werden. Bei der Exploration des Abdomens fanden sich am rektosigmoidalen Übergang drei suspekte, z.T. breitbasig aufsitzende, stark gefäßinjizierte Tumore. Der gestielte Tumor wurde interdisziplinär durch den hinzugerufenen Chirurgen mittels PDS-Clips inklusive seinem Serosastiel, und dem darin eingebetteten Tumor, abgesetzt und geborgen. Aufgrund einer unklaren Darmbeteiligung bzw. Infiltrationstiefe wurde der breitbasig am Darm aufsitzende Tumor belassen.

Histologisch fanden sich zwei kleine Milzherde, jeweils mit einem Durchmesser von 0,9 cm sowie 1,7 cm, ohne Anhalt für Malignität. Die anschließend durchgeführte Diagnostik mittels MRT und Koloskopie blieb unauffällig.

Die Patientin hat sich zunächst gegen eine Operation entschieden und möchte einstweilen ihren Kinderwunsch realisieren.

Schlussfolgerung:

Die Splenose ist die Autotransplantation von Milzgewebe, häufig nach einem Trauma, einer Splenektomie oder iatrogen [8]. Sie ist ein benignes, zumeist asymptomatisches Ereignis und wird nicht selten als Zufallsbefund detektiert und kann im ganzen Körper auftreten. Die Diagnostik erstreckt sich von einer dezidierten Anamnese, über eine profunde gynäkologische Untersuchung, weitere bildgebende Verfahren wie der MRT und Szintigrafie bis zu einer diagnostischen Laparoskopie. Differenzialdiagnostisch müssen alle Tumore des Ovars, eine Endometriose, ein Dermoid, suspekte Lymphknoten, Hämatome wie auch Abszesse ausgeschlossen werden. Bei inapparenten, benignen Splenoseherden können diese nach umfassender Aufklärung ohne therapeutische Interventionen belassen werden. Die Splenose sollte bei Patienten nach Splenektomie bzw. einem Trauma stets in der differentialdiagnostischen Betrachtung mitberücksichtigt werden. Eine Verlaufskontrolle ist empfohlen.