Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1601386
Vortrag (Wissenschaft)
Notfalldiagnostik/Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist die inflationäre Entwicklung der Notfall-CT der Halswirbelsäule gerechtfertigt?

B Maiwald
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leipzig
,
T Petersen
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leipzig
,
T Kahn
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leipzig
,
C Josten
3   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
J Fakler
3   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
K Hoffmann
4   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Neuroradiologie, Leipzig
,
P Stumpp
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Der Einsatz der Computertomografie (CT) zur Diagnostik von Verletzungen an der Halswirbelsäule (HWS) hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bei traumatologischen Fragestellungen wird diese häufig in Ergänzung zur craniellen CT (cCT) eingefordert. In der Routine geschieht dies auch bei jungen Patienten (< 60J.) und bei Symptomfreiheit. Ziel unserer Studie war es die Inzidenz der HWS-Frakturen zu evaluieren, um mögliche Empfehlungen bzgl. der kombinierten Bildgebung (cCT/CT-HWS) ableiten zu können.

Material und Methodik:

Retrospektive Auswertung von 545 CT-HWS unter traumatischer Fragestellung zw. Juni und September 2016. Erfasst wurden Alter, Geschlecht und Nachweis einer traumatischen Verletzung craniell oder zervikal.

Ergebnisse:

Von den insgesamt 545 durchgeführten CT-HWS entstanden 124 CT in einer Polytraumaspirale und 421 unter kombinierter Fragestellung mit cCT. 56,9% der Patienten waren weiblich (n = 310). Das mittlere Alter betrug 69,9 ± 19 Jahre. In 72 aus 545 untersuchten Fällen zeigte sich eine intrakranielle Blutung (ICB) und bei 24 Patienten lag eine Schädelfraktur vor, wobei diese in 5 Fällen ohne ICB einherging. Aus dem Gesamtkollektiv ergab sich eine HWS-Fraktur bei ca. 2,4% (n = 13), wobei diese lediglich in einem Fall mit einer ICB kombiniert war. 4 Fälle der HWS-Frakturen wurden im Rahmen eines schweren Traumas (Polytrauma) dokumentiert. 2 Frakturen der HWS waren symptomlos, wobei es sich zum einen um eine Densfraktur Anderson und D‘Alonzo II, die als möglicherweise älter eingeschätzt wurde, und zum anderen um eine Querfraktur des HWK 7 und Abrissfraktur der Procc. spinosi HWK 2 und 4 handelte. Beide Patienten wurden konservativ therapiert. Das mittlere Alter der Patienten mit HWS-Fraktur betrug ca. 76,9 ± 13,5 Jahre.

Schlussfolgerungen:

Die Inzidenz einer kombinierten craniocervikalen Verletzung war im Untersuchungskollektiv gering, trotz Einschluss auch von schweren Traumamechanismen (Polytraumata). Eine Empfehlung zur Standardkombination cCT/CT-HWS erscheint daher nicht generell indiziert