Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1600434
Vortrag (Wissenschaft)
Strahlenschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anatomisch basierte Dosiskalkulation und Abschätzung des Malignomrisikos in der Ganzkörper-Computertomografie

M Kopp
1   Universitätsklinikum Erlangen, Radiologisches Institut, Erlangen
,
T Löwe
2   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene TU Dresden
,
W Wüst
3   Radiologisches Institut Universitätsklinikum Erlangen
,
B Schmidt
4   Siemens Healthineers GmbH, Forchheim
,
W Nitsch
5   Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen, Erlangen
,
M Uder
3   Radiologisches Institut Universitätsklinikum Erlangen
,
M May
3   Radiologisches Institut Universitätsklinikum Erlangen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Für die Abschätzung des Lebenszeitrisikos (LAR) der Malignominzidenz durch die Strahlenexposition in der Computertomografie (CT) wird die effektive Dosis (ED) benötigt. Deren Berechnung mittels Dosislängenprodukt (DLP) und populationsbezogenen Konversionsfaktoren (k) gilt als ungenau. Ziel dieser Studie ist es, das LAR durch eine anatomisch basierte Abschätzung der Patientendosis zu personalisieren.

Material und Methodik:

Mittels Monte-Carlo-Simulationen (MC) wurde die Strahlendosis in 22 Ganzkörper CT-Untersuchungen berechnet und durch manuelle Segmentierungen zu Organdosen zusammengefasst. Die EDMC wurde als Summe aller in der ICRP 103 gewichteten Organdosen bestimmt. Referenzwerte wurden durch Multiplikation des DLP mit k = 0,015 mSv/mGycm berechnet (EDDLP). Das LAR wurde mittels ED und Daten aus dem B IR VII Report bestimmt. Aus dem Patientenkollektiv (5 Frauen, 17 Männer) wurde retrospektiv je ein Fall-Kontroll-Matching entsprechend Alter, Body-Mass-Index (BMI) und Geschlecht durchgeführt.

Ergebnisse:

Die mittlere EDMC der Ganzkörper CT war signifikant niedriger (11,6 ± 1,5 mSv) als die EDDLP (13,2 ± 4,5 mSv, p = 0,048). Das Fall-Kontroll-Paar mit ungleichem Alter (36 und 67 Jahre) hatte ein ähnliches EDDLP (11,7 und 11,0 mSv) und EDMC (10,9 und 10,0 mSv). Das LAR des jüngeren Patienten war um 85% höher (72*10 – 5 und 39*10 – 5). Bei ungleichem BMI (29,9 und 40,0 kg/m2) war der Unterschied in der EDDLP (15,0 und 26,3 mSv) deutlich größer als in der EDMC (11,9 und 13,8 mSv) und im LAR (29*10 – 5 und 31*10 – 5). Bei unterschiedlichem Geschlecht war das EDDLP vergleichbar (9,5 und 9,5 mSv), jedoch zeigte sich eine um 20% höhere EDMC (10,3 und 12,3 mSv) und ein um 40% höheres LAR (57*10 – 5 und 79*10 – 5) bei der Frau.

Schlussfolgerungen:

Individuelle anatomisch basierte Dosiskalkulationen liefern insbesondere bei Frauen und bei Abweichungen vom durchschnittlichen BMI signifikante Unterschiede im Vergleich zur Referenzmethode. Das daraus berechnete LAR unterscheidet sich stark in Abhängigkeit von Geschlecht und Patientenalter.