Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1600398
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Balloon Guide Catheter oder Distal Access Catheter: Was ist die effektivste Rekanalisationstechnik bei akutem ischämischen Schlaganfall?

J Madjidyar
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Kiel
,
L Pineda Vidal
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Kiel
,
O Jansen
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Kiel
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Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Die Thrombektomie mit Stentretriever (SR) ist die Therapie der Wahl bei Patienten mit akutem Schlaganfall und Verschluss großer Gefäße. In einer experimentellen Studie sollte unter standardisierten Bedingungen an einem Flussmodell untersucht werden, wie SR am effektivsten verwendet werden können. Zusätzlich sollte die Effektivität der direkten Aspiration im Vergleich zu SR evaluiert werden.

Material und Methodik:

Es wurden zwei Thrombusarten aus humanem Blut hergestellt: ein erythrozytenreicher und ein fibrinreicher. Diese wurden in die A.cerebri media eines transparenten, möglichst physiologischen Flussmodells aus Silikon eingeführt. Folgende Rekanalisationstechniken wurden unter direkter visueller Kontrolle untersucht: 1. SR (Trevo) und distale Aspiration mit 5F SOFIA Catheter (DAC), 2. SR (Trevo) und Aspiration mit 7F Cello Balloon Guide Catheter (BGC), 3. Direkte Aspiration mit 5F SOFIA Catheter (ADAPT). Das Auftreten distaler Embolien (DE) und von Embolien in neue Territorien (ENT) wurde ausgewertet.

Ergebnisse:

Es wurden jeweils 6 Versuche pro Technik und Thrombusart durchgeführt (n = 36). ADAPT zeigte die kürzeste Rekanalisationszeit (ADAPT µ= 8,2 min vs. BGC+SR µ= 10,4 min vs. DAC+SR µ= 21,4 min), insbesondere bei fibrinreichen Thromben (µ= 5,3 min). Bei fibrinreichen Thromben war mittels BGC+SR oder ADAPT jeweils nur ein Thrombektomiemanöver notwendig, ansonsten im Mittel 1,5 Manöver. ADAPT zeigte bei erythrozytenreichen Thromben die geringste Rate an DE (2/6), BGC+SR bei fibrinreichen Thomben (1/6). ENT traten in 2/36 Versuchen auf: ADAPT bei erythrozytenreichem und BGC+SR bei fibrinreichem Thrombus.

Schlussfolgerungen:

In dieser experimentellen Studie war ADAPT die effektivste Rekanalisationstechnik. Nahezu ebenbürtig war BGC+SR mit Vorteilen bei der Rate an distalen Embolien bei Verschlüssen mit fibrinreichen Thromben. DAC+SR war die einzige Technik ohne Embolien in neue Territorien, aber ansonsten den anderen Techniken unterlegen. Die Effektivität der Thrombektomie hing zusätzlich von der Thrombusbechaffenheit ab.