Facettengelenkstropismus und -sagittalisierung: Risikofaktoren für die Entwicklung molekularer Bandscheibendegeneration bei gesunden Probanden

Zielsetzung:

Zur Beurteilung der Glykosaminoglykangehalts (GAG) lumbaler Bandscheiben (BS) bei gesunden Probanden mit Facettengelenkstropismus (FT) und -sagittalisierung (FS) mittels Glycosaminoglycan Chemical Exchange Saturation Transfer (gagCEST) Bildgebung.

Material und Methodik:

75 BS der Lendwirbelsäule von 25 jungen, gesunden Probanden ohne Vorerkrankung der Lendenwirbelsäule (13 weiblich, 12 männlich, mittleres Alter: 28,0 ± 4,4 Jahre, zwischen 21 – 35 Jahre) wurden in einem 3T-MRT untersucht. Ausrichtung der Facettengelenke wurden im Hinblick auf Tropismus und Steilstellung für L3/4, L4/5 und L5/S1 mit Standard-T2-gewichteten Bildern beurteilt. Molekulare Bildgebung mittels gagCEST wurde zur Bestimmung des GAG-Gehalts des Nucleus pulposus (NP) und Anulus fibrosus (AF) verwendet.

Ergebnisse:

Signifikant höhere gagCEST Werte von NP wurden bei Probanden ohne FT und normaler Facettengelenksorientierung im Vergleich zu Probanden mit FT und FS > 45 ° (p < 0,0001) gefunden. Die gagCEST Werte waren signifikant höher bei Probanden ohne FT im Vergleich zu Probanden mit mittelschwerer oder schwerer FT (moderate FT: p < 0,0001, schwere FT: p = 0,0033). Probanden mit normaler Facettengelenksorientierung zeigten signifikant höhere gagCEST Werte im Vergleich zu denen mit sagittaler Facettengelenksausrichtung > 45 ° (p < 0,001). Wir fanden eine signifikante, negative Korrelation zwischen gagCEST Werten und der sagittaler Facettengelenksausrichtung (rho =-0,459; p < 0,0001).

Schlussfolgerungen:

Die molekulare Bildgebung mit gagCEST zeigte niedrigere GAG-Werte im NP in Bandscheiben mit FT und FS, was darauf hinweist, dass Tropismus und sagittale Ausrichtung der Facettengelenke Risikofaktoren für die Entwicklung von frühen biochemischen Veränderungen der lumbalen BS darstellen.