Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1600309
Vortrag (Wissenschaft)
Kinderradiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss von intranasal verabreichter Muttermilch bei Frühgeborenen mit hochgradigen intraventrikulären Blutungen – erste sonografische Ergebnisse

F Körber
1   Universitätsklinik Köln, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie – Schwerpunkt Kinderradiologie, Köln
,
L Wengenroth
2   Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik f. Kinder- u. Jugendmedizin, Schwerpunkt Neonatologie und Pädiatrische Intensivstation, Köln
,
A Oberthuer
2   Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik f. Kinder- u. Jugendmedizin, Schwerpunkt Neonatologie und Pädiatrische Intensivstation, Köln
,
K Mehler
2   Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik f. Kinder- u. Jugendmedizin, Schwerpunkt Neonatologie und Pädiatrische Intensivstation, Köln
,
A Kribs
2   Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik f. Kinder- u. Jugendmedizin, Schwerpunkt Neonatologie und Pädiatrische Intensivstation, Köln
,
T Keller
2   Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik f. Kinder- u. Jugendmedizin, Schwerpunkt Neonatologie und Pädiatrische Intensivstation, Köln
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Hochgradige intraventrikuläre Blutungen (IVH) bei Frühgeborenen (FG) haben eine hohe Mortalität und Morbidität. Experimentelle Studien zeigen, dass die intranasale Applikation von epidermalem Wachstumsfaktor (EGF) effiziente neuroprotektive Effekte bei neonatalen Hirnschädigungen hat. Muttermilch, die beim Stillen physiologischerweise den Nasen-Rachenraum durchfließt, enthält neben EGF in hoher Konzentration Neurotrophine und immunologisch wirksame Zellen. Eine effiziente Zellmigration über die Lamina cribrosa wurde experimentell nachgewiesen.

Material und Methodik:

Von 31 FG mit einer IVH Grad III-IV wurden 16 Kinder mit intranasal verabreichten Tropfen Milch der eigenen Mutter behandelt (Interventionsgruppe – IG: 9 ml, 7 wbl, mittleres Gestationsalter 24,9 SSW, Geburtsgewicht 770 g). 15 FG mit gleich schweren Blutungen erhielten zwar Muttermilch, nicht jedoch intranasal (Kontrollgruppe – KG: 11 ml, 4 wbl, 24,4 SSW, 684 g). Die Schädelsonografien von Geburt bis Entlassung wurden retrospektiv von 2 erfahrenen Untersuchern bezüglich der Schwere der Liquorzirkulationsstörungen und der Marklagerschäden geblindet ausgewertet.

Ergebnisse:

Die Inzidenz progressiver Liquorzirkulationsstörungen stellte sich in der IG mit 71% niedriger dar als in der KG (91%), ebenso die Rate erforderlicher chirurgischer Entlastungs-Operationen (50% versus 67%). Insbesondere war die Zahl relevanter periventrikulärer Marklagerdefekte bei Entlassung in der IG niedriger (21% versus 58%). 6 Kinder der IG zeigten einen für das Ausmaß der Blutung ungewöhnlich guten Verlauf. Eine statistische Signifikanz wurde bei der kleinen Fallzahl nicht erreicht.

Schlussfolgerungen:

In Zusammenschau mit dem Nachweis von Neurotrophinen und aktiven Immunzellen in Muttermilch ergibt sich die Hypothese, dass die frühe intranasale Applikation einen unterstützenden Effekt auf die neurologische Entwicklung von FG hat. Weitere Untersuchungen an größeren Kollektiven und die Korrelation der Morphologie mit dem klinisch-neurologischen Outcome werden erforderlich sein.