Pneumologie 2017; 71(04): 233-244
DOI: 10.1055/s-0037-1600157
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das fünfte Element der Beatmungseinstellung: Der Herzschrittmacher

J Kerl
1   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Schmallenberg
,
D Heyse
1   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Schmallenberg
,
M Möllenberg
1   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Schmallenberg
,
C Berndt
1   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Schmallenberg
,
D Dellweg
1   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Schmallenberg
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Publication History

Publication Date:
13 April 2017 (online)

 

Einleitung:

Bei der Einstellung von Patienten mit hyperkapnischem Atempumpversagen oder chronisch respiratorischer Insuffizienz auf eine assistierte oder kontrollierte Beatmung kann i.d.R. innerhalb der ersten zwei Tage/Nächte schon der passende Therapiemodus ermittelt werden. Die Feinjustierung über die vier Grundparameter der Beatmungseinstellung, IPAP, EPAP, Atemfrequenz und Inspirationszeit, erfordert i.d.R. etwas mehr Zeit. In zunehmendem Maße finden sich unter den Beatmungs-pflichtigen Patienten aber auch solche mit einer kardialen Komorbidität, die die Implantation eines Schrittmachers erforderte. Dieses zusätzliche Device kann bei der Beatmungseinstellung eine entscheidende Rolle spielen.

Methode und Patienten:

Im Rahmen von Kontrollen außerklinischer Beatmungstherapien oder von aktuellen Einstellungen auf eine Beatmungstherapie werden, gemäß S2-Leitlinie der DGP, sehr regelmäßig transkutane pCO2-Untersuchungen durchgeführt. In einigen Fällen fielen nächtliche sprunghafte Änderungen der Pulsfrequenz der ansonsten eher frequenzsstarren Pulsfrequenz in den Messungen auf. Vorzugsweise vollzogen sich diese Sprünge im Bereich von exakten 10er oder 5er Stellen (60/min oder 55/min) um exakte Beträge von 5/min oder 10/min. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich hier um Patienten mit Herzschrittmachern handelte, bei denen eine abendliche Frequenzabsenkung bzw. eine morgendliche Frequenzerhöhung der Backup-Frequenz programmiert war.

Ergebnisse:

Nicht in allen Fällen war ein Einfluss der Schrittmacher-Einstellung auf die Beatmungsqualität zu beobachten. In einigen Fällen konnte jedoch gezeigt werden, dass die nächtliche Pulsfrequenz-Absenkung die Perfusion so stark beeinträchtigte, dass hyperkapnische tCO2-Werte beobachtet wurden, die beim programmierten morgendlichen Hochschalten der Schrittmacher Backup-Frequenz in den normokapnischen Bereich fielen. In kritischen Fällen konnten die Aggregate durch die hauseigene Kardiologie entsprechend umprogrammiert werden, um eine nächtliche normokapnische Beatmungseinstellung zu gewährleisten.

Diskussion:

Bei Beatmungs-pflichtigen Patienten kann eine kardiale Komorbidität bestehen, die eine Versorgung mit einem Schrittmacher erforderte. Die Programmierung der Aggregate bzgl. der nächtlichen Backup-Frequenz orientiert sich offensichtlich an eher groben Normwerten, die u.U. den Parameter einer ausreichenden nächtlichen Perfusion nicht berücksichtigen. Im Rahmen von Kontrollen oder Einleitungen einer Beatmungstherapie sollte daher neben den üblichen vier Elementen der Beatmungseinstellung IPAP, EPAP, Atemfrequenz und Inspirationszeit auch die Schrittmacher-Frequenz als fünftes Element mit in die Betrachtung einbezogen und ggf. den Erfordernissen entsprechend zur Erreichung einer suffizienten Beatmungstherapie adjustiert werden.