Pneumologie 2017; 71(04): 233-244
DOI: 10.1055/s-0037-1600140
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine vergleichende Analyse von Schlafstadien bei Patienten mit Schlafapnoesyndrom und einer gesunden Kontrollgruppe

M Wächter
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte
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Publication Date:
13 April 2017 (online)

 

Einleitung:

Um den Schlaf eines Menschen zu betrachten, werden bevorzugt Parameter wie die gesamte Schlafdauer, die Schlafeffizienz und die prozentualen Anteile der Schlafstadien betrachtet. Doch nicht immer korrelieren diese Werte mit dem klinischen Stadium eines Patienten mit Schlafapnoesyndrom. Sogar die Möglichkeit, dass eine Schlafapnoe-Erkrankung nur durch eine Veränderung der Schlafstadienübergänge sichtbar wird, existiert. (Swihart, Caffo et al. 2008) Von einer Studie von Bianchi, Cash et al (2010) wissen wir auch, dass ein obstruktives Schlafapnoesyndrom zu einer Instabilität von NREM- und REM-Perioden führen kann. Schlemmer, Parlitz et al. (2015) haben daraufhin festgestellt, dass bei Patienten mit einer Schlafstörung mehr Übergänge innerhalb N1-N2, weniger Übergänge innerhalb N3-N4 und weniger Übergänge zwischen N2-REM, vorliegen. Ziel dieser Studie ist es, das Schlafprofil von Patienten mit einem Schlafapnoesyndrom hinsichtlich Schlafstadienübergängen mit einer gesunden Kontrollgruppe zu vergleichen. Des Weiteren wollen wir diagnostische Möglichkeiten erarbeiten und diese mit „klassischen“ Schlafparametern vergleichen.

Methoden:

Die Studie ist Teil eines europäischen Projektes mit dem Namen ESADA (The European Sleep apnea database). Das Netzwerk besteht aus 22 Schlafzentren und es hat sich zum Ziel gemacht, mögliche Unterschiede in der standardmäßigen klinischen Versorgung von Patienten mit einem Schlafapnoesyndrom zu beschreiben und eine Grundlage für genetische Forschung zu schaffen. Die Datenbank enthält anthropometrische Daten, Informationen über Komorbiditäten und Medikation, Daten ermittelt durch einen Fragebogen, Schlafparameter und einen Bluttest. (Hedner, Grote et al. 2011) An dieser Studie beteiligen sich 8 Zentren, die darum gebeten wurden, Hypnogramme aus den Polysomnografien zu exportieren. Bisher sind 450 Hypnogramme zusammengekommen. Mit den Hypnogrammen und Werten aus der Datenbank lassen sich nun die Muster der Schlafstadienübergänge zwischen verschieden Gruppen (beispielsweise untergliedert in Apnoe-Schweregrade oder Altersklassen) vergleichen. Die Daten für die gesunde Kontrollgruppe kommen von der SIESTA-Datenbank. Die Analyse der Schlafstadienübergänge erfolgt in Kooperation mit Physikern der Universität Halle.

Da die Studie sich noch am Anfang befindet, sollen für diesen Anlass lediglich ein Teil unserer Berliner Hypnogramme beispielhaft hinsichtlich Mittelwerte und Standardabweichungen untersucht werden. Dafür wurde mittels SPSS zuerst auf Normalverteilung getestet und anschließend entweder der Mann-Whitney-Test oder der t-Test für unverbundene Stichproben durchgeführt.

Resultate:

Es wurden 45 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 55,69 (± 11,31) ausgewertet. Der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) betrug 31,633 (± 4,649). Die Patienten wurden anhand Ihres Apnoe-Hypopnoe-Index in 3 Gruppen (leicht, moderat, schwer) der Schlafbezogenen Atmungsstörung (SBAS) eingeteilt und hinsichtlich REM-Anteile und Anzahl der Übergänge untersucht. 13 Patienten hatten eine leichte SBAS, 10 eine moderate SBAS und 14 eine schwere SBAS. Hinsichtlich der REM-Anteile gab es keine signifikanten Mittelwertsunterschiede.

Bei der Analyse der Anzahl der Schlafstadienübergänge lag jedoch ein signifikanter Unterschied (p = 0,015) zwischen moderaten und schweren SBAS vor.

Diskussion:

Vergleicht man dieses Ergebnis mit anderen Studien, liest an bei Bianchi, Cash et al. (2010), dass eine obstruktive Schlafapnoe die Anzahl der Übergänge eigentlich erhöht. Eine Studie von Schlemmer, Parlitz et al. (2015) hat jedoch herausgefunden, dass die Muster bei Patienten mit einer SBAS weniger komplex sind, da Übergänge in der Tiefschlafphase fehlen. Diese Diskrepanz bleibt zu klären, in der Hoffnung, dass der größere Datensatz dieser Studie weitere Erkenntnisse liefert. Limitationen gibt es zum einen dadurch, dass keine zweite Untersuchungsnacht vorliegt. Ebenso ist dies eine retrospektive Studie und da einige Datensätze aus dem Jahr 2008 oder früher stammen, ist die Datenbank teilweise nicht ganz vollständig. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Analyse der Schlafstadienübergänge dem Zweck dient, eine Ergänzung bzw. Erweiterung für die Diagnostik des Schlafapnoesyndroms bereitzustellen.