Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598431
Freie Vorträge – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Atmungsversagen – von der NIV bis zur invasiven, außerklinischen Beatmung – Stefan Kluge/Hamburg, Michael Westhoff/Hemer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die klinische Relevanz des Nachweises von Mycobacterium Chimaera in Themperaturregulierungsgeräten für die extrakorporale Membranoxygenierung

F Trudzinski
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
U Schlotthauer
2   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes
,
A Kamp
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
K Hennemann
3   Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum des Saarlandes
,
B Gärtner
4   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes
,
H Wilkens
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
R Bals
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
M Herrmann
4   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes
,
PM Lepper
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
SL Becker
4   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum des Saarlandes
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Februar 2017 (online)

 

Hintergrund:

Temperaturregulierungsgeräte (Heater-Cooler Units, HCUs), welche bei herzchirurgischen Operationen eingesetzt werden, sind regelhaft mit dem atypischen Mykobakterium Mycobacterium chimaera, kontaminiert. M. chimaera kann via Aerosolbildung intraoperativ übertragen werden und disseminierte Infektionen mit ungünstiger Prognose verursachen. HCUs kommen auch bei der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) zum Einsatz, jedoch wurde bisher nicht untersucht, ob M. chimaera auch in diesen HCUs nachgewiesen werden kann und für die mittels ECMO behandelten Patienten potentiell ein Risiko darstellt.

Material und Methoden:

Auf der pneumologischen Intensivstation wurden Wasserproben von zur ECMO eingesetzten HCUs auf das Vorhandensein von Mykobakterien untersucht (MGIT-Flüssigkultur, Middlebrook 7H11-Agar, GenoType PCR, 16S-rDNA-Sequenzierung). Zusätzlich erfolgten Luftkeimmessungen in der umgebenden Raumluft (100 l/min, MBASS30) sowie Untersuchungen der Wasserquelle, aus der die Systeme befüllt werden. Retrospektiv wurden alle mittels ECMO behandelte Patienten über einen 6-jährigen Zeitraum (2010 – 2016) auf potentielle Infektionen durch M. chimaera untersucht, die während oder nach der ECMO-Therapie aufgetreten waren.

Ergebnisse:

In 50% (9/18) der untersuchten HCUs konnte M. chimaera nachgewiesen werden. Die Untersuchungen der Wasserquelle sowie die Luftkeimsammlung blieben ohne mykobakteriellen Erregernachweis. Im Untersuchungszeitraum wurden 118 Patienten mittels ECMO behandelt, mittlere Dauer 20,2 ± 46,6 Tage. Eine spezifische Erregerdiagnostik erfolgte in 76 Fällen (64%) und bei drei Patienten konnte M. chimaera in Bronchialaspiraten identifiziert werden, jedoch bestanden bei diesen klinisch keine Zeichen einer mykobakteriellen Infektion.

Diskussion:

M. chimaera kann regelhaft in ECMO-Temperaturregulierungsgeräten nachgewiesen werden. Da die mittels ECMO behandelten Patienten aufgrund häufig vorliegender struktureller Lungenerkrankungen oder dauerhafter Immunsuppression bei Lungentransplantationskandidaten ein besonders vulnerables Patientenkollektiv darstellen, sind weitere Untersuchungen notwendig, um die klinische Relevanz einzuschätzen und eine potentielle Gefährdung der Patienten zu minimieren.