Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598338
Posterbegehung – Sektion Pneumologische Onkologie
Lungenkarzinom I – Florian Fuchs/Erlangen, Christoph Schäper/Greifswald
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Synchrone Polyneoplasien der Lunge – Welche Stadiierung ist Therapieleitend? Ein Fallbericht

C Grah
1   Institut für Tabakentwöhnung und Raucherberatung, Krankenhaus Havelhöhe, Forschungsinstitut Havelhöhe
,
S Griff
2   Institut für Gewebediagnostik, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
,
A McCutcheon
3   Pneumologischer Schwerpunkt, Krankenhaus Havelhöhe
,
A Kurzeja
4   Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe GmbH
,
A Eichberger
3   Pneumologischer Schwerpunkt, Krankenhaus Havelhöhe
,
T Mairinger
2   Institut für Gewebediagnostik, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
,
J Pfannschmidt
5   Klinik für Thoraxchirurgie, Helios Klinikum Emil von Behring, Lungenklinik Heckeshorn
,
A Franke
6   Praxis für Pneumologie Berlin-Spandau
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 February 2017 (online)

 

Einleitung:

Bei der definitiven Analyse von multiplen pulmonalen Herdsetzungen sollten synchrone Herde nicht ungeprüft als Metastasen (cT3/4/cM1a) in die Stadiierung einfließen.

Fragestellung:

Im Tumorboard Havelhöhe stellt sich eine 67-jährige Patientin zur Abklärung eines Rundherds im linken Unterlappen vor. Im PET-CT keine Fernmetastasen. Es bestehen weitere Herde links und rechts ohne Anreicherung im PET.

Methode:

Vor der Lobektomie des linken Unterlappens bei gesichertem Adenokarzinom, wird der Herd im linken Oberlappen per VATS als Adenokarzinom gesichert und anschließend der Herd im linken Unterlappen atypisch reseziert. Vor weiterer Therapieentscheidung erfolgt ein erneutes CT, in dem die bekannten Herde rechts weiterhin sichtbar sind. Es erfolgt die Thorakotomie rechts mit Keilresektion von drei Tumoren, zwei im rechten Oberlappen und einer im rechten Unterlappen. Ergebnisse:

Die histologische Aufarbeitung ergibt 5 genetisch differente Tumoren im Stadium IA bis IB. Im linken Unterlappen ein k-ras positives, niedrig differenziertes Adenokarzinom (pT2a), im linken Oberlappen ein k-ras-positives, mäßig differenziertes Adenokarzinom (pT1a), im rechten Oberlappen ein k-ras negatives lepidisches Adenokarzinom sowie ein k-ras negatives lepidisches, mikroinvasives Adenokarzinom, im rechten Unterlappen ein EGFR-positives (Exon 18/20) mäßig differenziertes adenosquamöses Adenokarzinom (alle pT1a). Alle Tumoren werden R0-reseziert.

Diskussion:

Durch die sorgfältige Diagnostik wurde zwar ein Fehler in der Stadiierung im Sinne einer M1a(PUL) vermieden und damit der Patientin eine unzureichende Therapie mit einer palliativen CTX erspart. Jedoch ergibt die Stadiierung pT1a-2a(multipel)cN0cM0 im Tumorstadium UICC St. IB keine Differenzierung zu einer single Neoplasie. Die Diskussion im Tumorboard ergab auf dem Boden des einen pT2a Tumors die Empfehlung zur adjuvanten Chemotherapie. Die synchronen Polyneoplasien finden bislang in den Leitlinien keine Berücksichtigung.