Pneumologie 2016; 70(12): 826-830
DOI: 10.1055/s-0036-1596077
Abstract
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kapnovolumetrie als mitarbeitsfreie Methode für die Diagnostik und Überwachung von COPD

S Ponto
1   Private Universität im Fürstentum Liechtenstein, Medizinisch-Wissenschaftliche Fakultät, Triesen
,
M Aufderhaar
2   Fachhochschule Münster, Steinfurt
,
JU Bauer
3   Helios Klinikum Erfurt, 1. Medizinische Klinik, Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Dezember 2016 (online)

 

Einleitung:

Die Spirometrie ist der Goldstandard in der Diagnose von COPD und Asthma. Jedoch ist der Erfolg der Messung höchst abhängig von der Patientenkooperation sowie der Erfahrung der beteiligten MTAs und Ärzte. Aus diesem Grund wäre es wünschenswert eine zusätzliche Messmethode zu etablieren, welche völlig frei von der Mitarbeit des Patienten und zeitgleich einfach durchzuführen und finanziell erschwinglich ist. Pilotstudien legen nahe, dass die Form des volumetrischen Kapnogramms (Kapnovolumetrie) durch Atemwegsobstruktion charakteristisch verändert wird und in der Lage ist eine Obstruktion und Verteilungsstörungen darzustellen.

Methoden:

95 Probanden wurden in einer prospektiven Kohortenstudie eingeschlossen und analysiert. Zur Messung der Kapnovolumetrie wurde ein Ultraschallspirometer (SpiroScout, Fa. GANSHORN, Niederlauer) benutzt, welches neben Spirometrieparametern auch Kapnovolumetrieparameter darstellen konnte. Zusätzlich wurde eine Bodyplethysmografie durchgeführt. Basierend auf der GOLD Definition für eine vorliegende obstruktive Erkrankung (FEV1% < 70%, FEV1< 80% Referenz) wurden für einige Parameter der Kapnovolumetrie ROC Kurven bestimmt um Sensitivität und Spezifität zu berechnen.

Ergebnisse:

Klare signifikante Unterschiede (p < 0,01) zwischen den verschiedenen Gruppen wurde für die Steigung des Alveolarplateaus (SIII) und dem Quotient der ansteigenden Gasmischphase (SII) und SIII bestimmt. Eine starke Korrelation zeigte sich zu FEV1 (SIII: r = 0,744, SIII/SII: r = 0,783) und RAW (SIII: r = 0,517, SIII/SII: r = 0,519). Nimmt man die initiale Diagnose, welche anhand der Spirometriedaten getroffen wurde, zur Basis, konnte für SIII eine Sensitivität von 90% und eine Spezifität von 86% bestimmt werden. Für SIII/SII waren diese Werte am höchsten mit einer Sensitivität von 94% und einer Spezifität von 92%.

Diskussion:

Es wurde gezeigt, dass die Kapnovolumetrie eine quantitative Methode ist, ein Vorliegen und den Schweregrad einer Atemwegsobstruktion zu bestimmen. Betrachtet man die Vorteile dieser Methode, besonders die Mitarbeitsunabhängigkeit und Messung während der Ruheatmung, ergeben sich neue Möglichkeiten in der Überwachung und Diagnostik von Lungenerkrankungen, speziell für Kinder, für die Heimüberwachung und für die bettseitige Diagnostik.