Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A46
DOI: 10.1055/s-0036-1593941

Evidence der Schmerztherapie im Alter

U Smolenski 1
  • 1Institut für Physiotherapie, Universitätsklinikum Jena

Die Schmerztherapie im Alter behandelt typische Veränderungen im Sinne des sogenannten altersspezifischen „underreporting“. Über 50% der Europäer über 75 Jahren leiden täglich unter mäßigen bis starken Schmerzen; die aufgrund der Pathophysiologie und vorwiegenden Chronifizierung ein spezielles diagnostisches und therapeutisches Vorgehen beinhalten. Ein Literaturreviews fokussiert auf spezielle altersassoziierte Veränderungen, Schmerzentstehung und Wahrnehmung und daraus resultierenden diagnostischen und therapeutischen Ansatzpunkten.

Häufigste Ursachen chronischer Schmerzen im Alter sind degenerative Erkrankungen, Kopfschmerzen, Nervenschmerzen, Tumorschmerzen, Schmerzen nach Interventionen und Traumen und nach Gelenkersatz. Der systematische Literaturreview dieser Schmerzen und der therapeutischen Ansätze der letzten 10 Jahre wird im Vortrag zusammengefasst.

Resultierende Therapieziele werden formuliert und therapeutische Verfahren hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, Applikation und Nebenwirkung beschrieben. Besonders zu erwähnen sind Verfahren der Physikalischen Therapie, der Manuellen Therapie, Akupunktur und Phytotherapie. Ein Schwerpunkt sind Verfahren der Sporttherapie, die pathophysiologisch begründbar sind und bei entsprechender Applikation und Dosierung einen wesentlichen therapeutischen Benefit zeigen. Additiv zur Physiotherapie wird auf begleitende Pharmakotherapie nach den LONTS-Kriterien bei chronischen Schmerzzuständen eingegangen.

Zusammenfassend werden modellhaft Physiotherapiekonzepte basierend auf dem Literaturreview als praktische Anleitung vorgestellt: chronische Schmerzzustände, Arthroseschmerz und schmerzhafte Zustände nach Endoprothesenimplantation.

Schmerztherapie im Alter orientiert sich neben der Beurteilung von Struktur und Funktion an Aktivität und Partizipation des Patienten. Dazu sind Assessments als diagnostische Hilfsmittel notwendig, die zur Beurteilung von Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition, Emotion, sozialer Versorgung und Schmerz eingesetzt werden.

Das interdisziplinäre Therapiekonzept beinhalten medikamentöse Therapie und befundbezogene Therapie mit konditionierenden Maßnahmen als auch psychologische Verfahren und Versorgungskonzepte im Sinne der Ausbalancierung und Eigenaktivität.