Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV058
DOI: 10.1055/s-0036-1593294

Risikofaktor Adipositas – Retrospektive Analyse der Jenaer Geburtenkohorte der Jahre 2003 bis 2012

K Hoppe 1, T Groten 1, F Weschenfelder 1, E Schleußner 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Geburtshilfe, Jena, Deutschland

Zielstellung: Die Zahl adipösen Schwangeren (BMI >= 35) steigt. In unserem Kollektiv von 6% im Jahr 2003 auf 11% im Jahr 2012. Der Anteil der übergewichtigen Frauen (BMI > 25) liegt inzwischen bei 25%. Die Aufklärung dieser Patientinnen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge und eine risikoadaptierte Schwangerschaftsbetreuung setzt die Kenntnis der assoziierten Risiken voraus.

Methode: Retrospektive Kohortenanalyse von 11.596 Einlingsschwangerschaften. Statistische Analysen wurden mit SPSS durchgeführt.

Ergebnisse: 8.011 Frauen (69,1%) waren zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig (BMI 18,5 – 24,9 kg/m2), 639 (5,5%) untergewichtig (BMI < 18,5 kg/m2), 1.949 (16,6%) übergewichtig (BMI 25 – 29,9 kg/m2) und 997 (8,6%) adipös. Der Gruppe Adipositas I° (BMI 30 – 34,9 kg/m2) wurden 679 (5,9%) Patientinnen und Adipositas II°/III° (BMI > 35 kg/m2) 318 (2,7%) Frauen zugeordnet. Es zeigte sich ein signifikanter Einfluss des BMI auf das Relative Risiko für Gestationsdiabetes, Präeklampsie, Sektiorate und Rate der Kinder > 95. Perzentile (Tabelle 1). Kein Zusammenhang des maternalen BMI wurde mit Frühgeburtlichkeit, Übertragung über die 42. SSW und unmittelbar postnatalem Outcome gefunden.

Tab. 1

Untergewicht

Normalgewicht

Übergewicht

Adipositas I°

Adipositas
II°/III°

Gestationsdiabetes

0,3
(0,1 – 0,94)

Referenz

2,5
(1,89 – 3,31)

4,15
(2,97 – 5,80)

5,85
(3,97 – 8,62)

Präeklampsie

0,83
(0,44 – 1,57)

Referenz

1,55
(1,15 – 2,07)

3,36
(2,42 – 4,67)

8,18
(6,04 – 11,06)

Sektiorate

0,92
(0,79 – 1,07)

Referenz

1,29
(1,19 – 1,39)

1,45
(1,30 – 1,62)

1,67
(1,45 – 1,92)

LGA-Kinder (> 95. Perzentile)

0,24
(0,12 – 0,51)

Referenz

1,58
(1,30 – 1,91)

2,23
(1,74 – 2,85)

2,59
(1,88 – 3,56)

Zusammenfassung: Adipositas stellt einen relevanten Risikofaktor für die Schwangerschaft dar. Eine risikoadaptierte Betreuung und Aufklärung der betroffenen Frauen ist deshalb notwendig. Bei Kinderwunsch sollten adipöse Patientinnen auch über den möglichen Benefit einer prägraviden Gewichtsreduktion aufgeklärt werden.