Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P231
DOI: 10.1055/s-0036-1593078

Schmerzaktivierung bei Patientinnen mit Dysmenorrhoe – Ergebnisse einer fMRT-Studie

B Böttcher 1, C Siedentopf 2, R Steiger 2, M Verius 3, D Riedl 4, J Schmid 5, S Elsenbruch 5, L Wildt 1, E Gizewski 2
  • 1Department Frauenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, Klinik für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Innsbruck, Österreich
  • 2Department Neuroradiologie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • 3Department Radiologie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • 4Medizinische Psychologie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • 5Institute für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

Zielsetzung: In früheren MRT-Studien, beispielsweise bei Reizdarmpatienten, wurde gezeigt, dass chronische Schmerzzustände die neuronale Verarbeitung viszeraler Schmerzreize beeinflussen können. In dieser Studie sollte untersucht werden, ob bei Patientinnen mit Dysmenorrhoe ein vergleichbares Muster der Schmerzverarbeitung vorliegt.

Material und Methoden: Viszerale Schmerzstimuli wurden mittels rektaler Distensionen durch ein MRT- kompatibles BAROSTAT-Gerät gesetzt. Die Messungen bei 23 Patientinnen mit Dysmenorrhoe und 23 gesunden Kontrollen erfolgten im 3T MRT (Verio) zwischen dem ersten und fünften Zyklustag. Die Analyse der funktionellen MRT-Daten erfolgte mittels SPM 12 im General Lineal Modell (GLM). Ergänzend wurden Angst- und Depressionsscores mittels der „Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS)“ und Schmerzen anhand des „multidimensional pain questionnaire (MPI)“ sowie die Lebensqualität mittels SF-12 erhoben. Korrelationen zwischen diesen Fragebögen und der neuronalen Aktivierung während der Schmerzreize wurden analysiert.

Ergebnisse: Patientinnen mit Dysmenorrhoe gaben in den Fragebögen signifikant mehr Schmerzintensität und Einfluss der Schmerzen auf Alltagsbeschäftigungen an. Beide Gruppen unterschieden sich nicht in den Angst- und Depressionsscores, die Schmerzschwellen waren vergleichbar. Aktivierungen im Schmerznetzwerk konnten im insulären, prä-und orbitofrontalen Kortex sowie im somatosensorischen und cingulären Kortex gezeigt werden. Obwohl in der Vergleichsanalyse keine signifikanten Unterschiede der Depressionsscores gefunden wurden, zeigt die Regressoranalyse für den Regressor Depression eine Interaktion mit dem Schmerznetzwerk in der Patientinnengruppe, hingegen nicht bei den gesunden Kontrollen.

Zusammenfassung: Bei Dysmenorrhoepatientinnen konnte keine veränderte zentralnervöse Schmerzverarbeitung viszeraler Schmerzstimuli festgestellt werden. Angst hatte keinen Einfluss auf die Schmerzantwort; jedoch zeigte sich eine Interaktion des Depressionsscores mit einer Aktivierung des Schmerznetzwerks im Vergleich der Patientinnen- mit der Kontrollgruppe.