Zielsetzung: Die komplette pathologische Remission (pCR) nach einer neoadjuvanten Chemotherapie ist ein deutlicher Prognosefaktor bei Brustkrebspatientinnen. Ziel dieser Untersuchung ist es, das Ansprechen auf eine neoadjuvante Chemotherapie in Abhängigkeit von der prozentualen Östrogen- und Progesteronrezeptorpositivität sowie Ki-67 darzustellen.
Methoden: In einer Kohorte von 585 neoadjuvant behandelten Mammakarzinompatientinnen wurde der Östrogen- und Progesteronrezeptorstatus sowie Ki-67 an der prätherapeutischen Stanze bestimmt und mit der pCR (ypT0, ypN0) nach anthrazyklin- und taxanhaltiger Chemotherapie assoziiert. Hierzu wurde eine logistische Regression durchgeführt mit der pCR (ja/nein) als Zielvariable und die prozentual bestimmten Marker als kontinuierliche Prädiktoren. Um auch einen nicht-linearen Zusammenhang zwischen den Prädiktoren und der pCR zeigen zu können, wurden diese als cubic spline Variablen in das Regressionsmodell aufgenommen.
Ergebnisse: Eine pCR wurde von 129 (22%) Patientinnen erreicht. Es zeigt sich, dass mit zunehmendem ER(+)-Anteil die pCR-Rate abnimmt. So hatten Patientinnen mit einer Positivität von 0%, 10%, 30%, 50%, 70% und 90% eine durch das Regressionsmodell geschätzte pCR-Rate von 48%, 39%, 24%, 14%, 7% und 4%. Bei der Proliferationsfraktion Ki-67 verhielt es umgekehrt, also bei prozentualer Zunahme erhöhte sich die pCR.
Zusammenfassung: Der prozentuale Anteil von hormonrezeptor-positiven Zellen und der Proliferationsfraktion scheint über den gesamten Beurteilungsspielraum eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit des Erreichens einer pCR zu geben. Die Grenzwerte, welche für die Bestimmung eines Ansprechens auf eine Antihormontherapie benutzt werden, sollten in Bezug auf die Vorhersage einer pCR nach Chemotherapie möglicherweise neu überdacht werden.