RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0036-1592742
Die Therapie bei superinfiziertem genitalen Morbus Behçet – Colchicin als Alternative zur Cortisontherapie
Einleitung: Der Morbus Behçet (BD) ist eine immunologisch vermittelte Krankheit aus dem rheumatologischen Formenkreis. Die Inzidenz in Deutschland ist niedrig (1,47/100 000). BD tritt jedoch gehäuft bei Menschen türkischer oder südostasatischer Herkunft auf. Die Inzidenz unter Türken in Berlin wurde mit 77/100 000 angegeben. Die genaue Äthiogenese ist nicht bekannt. Die Diagnose wird klinisch unter Berücksichtigung der Internationalen Kriterien für den Morbus Behçet („The International Criteria for Behçet's Disease“, ICBD) gestellt. Die Therapie erfolgt multimodal.
Case report: Die Vorstellung der 36-jährige Patientin erfolgte aufgrund von starken Schmerzen im Vulvabereich (NRS 9) und Fieber. Bei der Untersuchung zeigten sich neben multiplen tiefen Ulzerationen mit Pusbildung im Introitusbereich orale Aphten.

Abb. 1: Genitalaphten
Bei erfüllten ICBD-Kriterien (Score 4) wurde der Verdacht auf superinfizerten Morbus Behçet gestellt, und eine Therapie mit Colchicin eingeleitet. Zur Therapie der Superinfektion wurden Cefuroxim und Fluconazol verordnet. Die Patientin war 2 Tagen nach Therapiebeginn schmerzfrei, nach 7 Tagen zeigte sich die vollständige Heilung des Lokalbefunds.
Zusammenfassung: Differentialdiagnostisch muss bei fieberhaften Genitalaphten an den zunehmend häufiger diagnostizierten Morbus Behçet gedacht werden. Die Diagnose kann unter Zuhilfenahme der ICBD-Kriterien gestellt werden. Es gibt wenige Publikationen zur Colchicin-Anwendung bei Patienten mit Morbus Behçet mit Vulvabefall. Unsere Therapie war adaptiert an die Empfehlungen der Europäischen Rheumaliga (EULAR). Bei einem superinfizierten genitalen Morbus Behçet scheint eine Colchicin Therapie bei Nichtgraviden der Cortisontherapie überlegen zu sein. Unser Fall demonstriert das klinisches Bild, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten des Morbus Behçet mit superinfiziertem Vulvabefall.