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DOI: 10.1055/s-0036-1592679
L1CAM als wichtiger Prognosefaktor für Endometriumkarzinome mit niedrigem/intermediärem Risikoprofil
Zielsetzung: Endometriumkarzinome werden derzeit anhand FIGO-Stadium, Grade und histologischem Typ in prognostisch und therapeutisch relevante Gruppen mit niedrigem, intermediärem und hohem Risiko stratifiziert. Trotz exzellenter Prognose kommt es in der Gruppe mit niedrigem/intermediärem Risiko zu nicht vorhersagbaren Rezidiven. Das Zelladhäsionsmolekül L1CAM wurde in diesem Zusammenhang als möglicher Biomarker für die Identifikation bislang nicht erkannter high-risk Karzinome beschrieben.
Materialien und Methoden: Identifikation sämtlicher in den Jahren 2003 – 13 an der Universitätsfrauenklinik Tübingen behandelter Patientinnen mit Endometriumkarzinom und niedrigem (Typ I, FIGO IA, G1/2) bzw. intermediärem (Typ I, FIGO IA, G3 oder FIGO IB, G1/2) Risikoprofil. Spezialisierte histopathologische Zweitbegutachtung und L1CAM Expressionsanalyse mittels Immunhistochemie. Tumoren mit ≥10% angefärbten Tumorzellen wurden als L1CAM positiv gewertet. Multivariate Survivalanalysen mittels Cox-Regression Modellen.
Ergebnisse: Insgesamt standen 344 Fälle für die immunhistochemische Untersuchung zur Verfügung. 29/344 (8,5%) Fälle waren L1CAM positiv, 315/344 (91,5%) Fälle waren L1CAM negativ. In multivariaten Analysen, welche neben L1CAM Expression auch Alter, FIGO Stage und Grade berücksichtigten, zeigte sich L1CAM sowohl im Gesamtkollektiv als auch in der Untergruppe der low-risk Karzinome mit einer Hazard-Ratio von 4,58 (CI 1,72 – 10,83; p = 0,003) bzw. 5,12 (CI 1,39 – 15,35; p = 0,017) als signifikanter Prognosefaktor für das Gesamtüberleben.
Zusammenfassung: Die Ergebnisse unserer Arbeit bestätigen L1CAM als einen für das Endometriumkarzinom unabhängig prognostisch relevanten Biomarker. Die Berücksichtigung entsprechender L1CAM Expressionsanalysen könnte in Zukunft geeignet sein, Patientinnen mit bislang falsch eingeschätztem Risikoprofil zu identifizieren. Entgegen der heutigen Leitlinien könnten diese Patientinnen („low-risk, L1CAM+“) von der Entwicklung individualisierter und risikoadaptierter Therapiekonzepte profitieren.