Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A61
DOI: 10.1055/s-0036-1587663

RehaInteract – Ein Gesamtsystem für die sensorgestützte Therapie bei Schädigungen der unteren Extremitäten

A Smurawski 1
  • 1Reha-Zentrum Lübben

Die Usability-Forschung des Reha-Zentrums Lübben hatte im Projekt RehaInterAct die Aufgabe, mittels geeigneter Untersuchungsmethoden herauszufinden, wie zukünftige Anwender, durch die entwickelte Technologie dabei unterstützt werden können, ihre Therapieziele zu erreichen. Feedbackgestaltung, also die Art und der Inhalt der Kommunikation zwischen Anwender und Technologie, spielt dabei eine zentrale Rolle und ist u.a. Gegenstand der projektabschließenden Evaluation gewesen. Um die Art der Kommunikation zwischen Anwender und Technologie in vorliegendem Projekt RehaInterAct zu untersuchen und geeignete Schlüsse für die weitere Entwicklung des Gesamtsystems daraus zu ziehen, entwickelte das Reha-Zentrum Lübben einen Fragebogen und filmte die 30 rekrutierten Testpatienten während der eigentlichen Testphase. Der Fragebogen wurde anschließend mithilfe des Statistikprogramms SPSS ausgewertet, die Videostudien mithilfe eines eigens entwickelten Kategoriensystems. Virtuelle Feedbackmechanismen müssen eine möglichst eindeutige Beziehung zum Anwender haben oder der Anwender muss leicht erkennen können, dass sich das Feedback auf ihn bezieht. Ein Proband, der seine Gleichgewichtsverteilung auf zwei verschiedene Weisen kontrollieren kann, entscheidet sich für diejenige, die einen stärkeren Bezug zu seiner eigenen Person hat. In der vorliegenden Untersuchung orientierten sich die Probanden eher an einem virtuellen Seil zur Gleichgewichtskontrolle, an welchem sich der Avatar festhielt (optische Verbindung), als an virtuellen Füßen, die zwar ebenso eine Gleichgewichtskontrolle ermöglichten, aber keine sichtbare Verbindung zum Avatar hatten. So beantworteten die Probanden das Item Das virtuelle Seil half mir dabei, meine Gewichtsverteilung permanent zu kontrollieren mit MW = 1,96 (von stimmt = 1 bis stimmt nicht = 5), auf das Item Die auf dem Bildschirm sichtbaren Füße nutzte ich, um meine Gewichtsverteilung permanent zu kontrollieren dagegen mit MW = 2,81 (von stimmt = 1 bis stimmt nicht = 5). Wichtig bei der Art der Feedbackgestaltung ist auch, welches Sinnesorgan angesprochen wird. In der Untersuchung fiel auf, dass akustisches Feedback, dargeboten per Sprecheranweisungen, kaum zur Ausübung der spielbasierten, therapeutischen Übungen genutzt wurde. Weitere Untersuchungen müssen noch klarer herausarbeiten, welche verschiedenen Arten der Feedbackgestaltung, welchen Einfluss auf die avisierten Ziele haben. In der vorliegenden Untersuchung gab es Hinweise darauf, dass die Art der Kommunikation zwischen Anwender und Technologie einen Einfluss auf die erreichte therapeutische Leistung hat. So deutete sich an, dass das therapeutische Ziel eher mit optischen Feedbacksystemen als mit akustischem Feedback erreicht wurde. Um diese Hinweise auf eine belastbarere Datengrundlage zu stellen, bedarf es weiterer Tests. Zudem muss künftig noch stärker darauf geachtet werden, dass bei der Entwicklung neuer Gesundheitstechnologien die Bedürfnisse der späteren Anwender in die Entwicklung einfließen.