Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A39
DOI: 10.1055/s-0036-1587641

Virtual Reality-gestütztes Trainingsverfahren – randomisierte Pilotstudie bei chronischen Halswirbelsäulen-Beschwerden

M Nusser 1, L Tepohl 1, A Schemm 1, G Krischak 1, 2
  • 1Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau
  • 2Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie, Federseeklinik, Bad Buchau

Einleitung: Patienten mit chronischen Halswirbelsäulen (HWS)-Beschwerden zeigen häufig pathologische Veränderungen des Positionssinns und der Bewegungskontrolle des Nackens, der sogenannten cervicocephalen Kinästhesie (CK). Ziel der Studie ist festzustellen, ob ein zur Standardrehabilitation (Standardreha) zusätzliches Virtual Reality (VR)-gestütztes Training die CK der Patienten deutlicher verbessert als a) eine Standardreha plus sensomotorisches Gruppentraining b) ausschließlich eine Standardreha. Methoden: Die randomisierte Pilotstudie wird mit drei Versuchsgruppen an der Federseeklinik Bad Buchau durchgeführt. Eingeschlossen werden Patienten, die aufgrund chronischer HWS-Beschwerden eine dreiwöchige Reha durchlaufen. Patienten der Kontrollgruppe (KG) erhalten die Standardreha. Patienten der Interventionsgruppe I (IG I) erhalten die Standardreha plus vier mal 30 min „allgemeine Sensomotorik“ als Gruppentherapie. Patienten der Interventionsgruppe II (IG II) erhalten die Standardreha plus sechs mal 20 min Training der CK mithilfe des VR-Verfahrens. Bei allen Patienten wird zu Beginn und zum Ende der Reha die CK mithilfe des VR-Verfahrens gemessen und anhand folgender Zielgrößen bestimmt: Head repositioning error (HRE) und Head to target error (HTE) zur Bestimmung des Positionssinns, Movement error predictable (MEP) und Movement error unpredictable (MEU) zur Bestimmung der Bewegungskontrolle. Ergebnisse: Bislang wurden 34 Patienten in die Studie (11 KG, 13 IG I, 10 IG II) aufgenommen. Bezüglich des Positionssinns verbesserte sich IG II beim HTE mit einem Median (Med) von 1,6 und zeigte vor allem im Vergleich zur KG, die sich mit einem Med von –0,7 verschlechterte, einen klaren Unterschied. Noch deutlicher unterscheiden sich die Gruppen bei Betrachtung der Bewegungskontrolle: IG II (MEP: Med 0,3; MEU: Med 0,3) verbesserte sich deutlicher als IG I (MEP: Med 0,1; MEU: Med 0,1) und KG (MEP: Med 0,0; MEU: Med 0,1). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die CK bei Patienten mit chronischen HWS-Beschwerden mithilfe des VR-Verfahrens trainieren lässt und einer Standardreha und einem allgemeinen Sensomotoriktraining überlegen ist.