Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A29
DOI: 10.1055/s-0036-1587631

Schröpfen als Faszientechnik

A Kreutzfeld 1, K Ernst 1
  • 1MZ Geiststraße, Praxis für PRM, Halle

Einleitung: Das Schröpfen als eine der ältesten Behandlungsformen ist in der traditionellen europäischen Medizin fest verankert. Seit Hippokrates wurde es zum Ausleiten von Stoffen im Rahmen der Säftelehre eingesetzt. Im 20. Jahrhundert erlebte die Methode eine Renaissance bei segmentaler Anwendung als Reflextherapie. In der Gegenwart erschließt sich in Kombination mit Manueller Therapie ein weiteres Anwendungsgebiet: die Lösung von Verspannungen der oberflächlichen Faszien. Methode und Ergebnisse: Als Faszientechnik wurde von uns die Schröpfmassage (Verschiebung des aufgesetzten Schröpfglases ohne oder mit aktiver Bewegung) angewendet. Dabei wird nach manueller Diagnostik ein Schröpfglas über der verspannten Faszie aufgesetzt, langsam auf der Haut verschoben und bei einer Restriktion 2 – 3 min. bis zur Lösung belassen. Eine Hämatombildung soll vermieden werden. Anhand von Fallbeispielen wird die Anwendung in verschiedenen Körperbereichen (u.a. Fascia thoracolumbalis, Tractus iliotibialis und Plantaraponeurose) gezeigt. Diskussion: Die Verspannung myofaszialer Strukturen gilt heute als entscheidender Chronifizierungsfaktor bei Schmerzen des Bewegungssystems. Faszien enthalten die höchste Zahl an Nozizeptoren, über sie findet der Stoff- und Informationsaustausch statt, sie sind Ort entzündlicher Veränderungen. Die „verklumpte und verfilzte Faszie“ manualtherapeutisch zu entspannen ist derzeit der einzige erfolgversprechende Ansatz zur Behandlung chronischer Schmerzsyndrome. Die dabei angewendeten Release-Techniken sind jedoch aufgrund der dreidimensionalen Struktur der Faszien für Therapeuten kraft- und zeitaufwendig und für Patienten oft schmerzhaft. Durch die Saugwirkung des Schröpfglases kann die Lösung dagegen effektiv und schonend erfolgen. In unseren Fallbeispielen konnte eine gute Therapiewirkung und Patientenzufriedenheit erreicht werden. Zusammenfassend halten wir die Schröpftherapie für eine wirksame Ergänzung zur Manuellen Therapie myofaszialer Verspannungen.