Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A2
DOI: 10.1055/s-0036-1587604

Zur Perspektive der Frührehabilitation: Wann, wo und für wen?

J Beyer 1
  • 1Abteilung für Frührehabilitation und Altersmedizin, Ludmillenstift Meppen

Einleitung: War vor 20 Jahren der Begriff Frührehabilitation (FR) noch mit der neurologischen FR gleichzusetzen, hat sich in den letzten Jahren die fachübergreifend denkende geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFK) sprunghaft ausgeweitet. FR ist die frühest mögliche akut- und rehabilitationsmedizinische Behandlung von Patienten unterschiedlicher Fachgebiete und integraler Bestandteil der Krankenhausbehandlung. Doch werden alle Bedarfe gedeckt? Methoden: Neuere Arbeiten zur FR (Multicenterstudie der neurologischen FR, Weißbuch Geriatrie, Positionspapier zur Fachübergreifenden FR, Bedarfsstudien) wurden gesichtet, die Begleitforschung des DRG-Systems ausgewertet und innovative Ansätze zur Behandlung funktionell schwerstgeschädigter Menschen beachtet. Ergebnisse: Die GFK dominiert: Im Jahr 2014 wurde sie 277 Tsd. mal, die neurologische und fachübergreifende FR-Ziffer 39 Tausend mal kodiert – bei 17,7 Mio. stationären Fällen. Ein Mehrbedarf zeichnet sich angesichts der demographischen und medizinischen Entwicklung ab. Kostenträger wie die gesetzliche Unfallversicherung und Fachgesellschaften der Anästhesie und der chirurgischen Schwerpunkte erkennen den Wert einer frührehabilitativen Behandlung und fragen sie zunehmend nach. Eine strikte Trennung von Akutkrankenhäusern und Rehabilitationskliniken wird immer weniger ersichtlich. Fachkliniken übernehmen noch beatmungspflichtige Patienten. Die FR rückt immer näher an die Akutphase heran. Die Erlössituation ist außerhalb der GFK weiterhin unsicher, sie erschwert den Aufbau von FR-Einrichtungen in Akutkrankenhäusern. Nur einzelne Länder weisen FR-Betten aus. Problematisch ist das Fehlen eines Phasenmodells außerhalb der Neurologie. Schlussfolgerungen: Die ICF Philosophie sollte gelebt werden und indikations- und altersunabhängig entsprechend der funktionellen Defizite behandelt werden, gerade Schwerstbetroffene sollen erreicht werden. Ein Aufbau geeigneter Abteilungen sollte forciert werden.