Zentralbl Chir 2016; 141 - FV65
DOI: 10.1055/s-0036-1587578

Prognose und perioperative Morbidität von Lungenkarzinompatienten nach Resektion in primär palliativer Intention

J Günter 1, E Palade 2, JMM Gomez 1, B Passlick 1
  • 1Klinik für Throaxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg
  • 2Klinik für Chirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Hintergrund: Lungenresektionen in palliativer Intention sind akzeptierte Maßnahmen bei ausgewählten Lungenkarzinompatienten zur Behandlung schwerwiegender Symptome (Infektion, Hämoptysen, Schmerzen). Ob zusätzlich zur Verbesserung der Lebensqualität ein prognostischer Vorteil entsteht ist unbekannt und wird anhand der vorliegenden Daten untersucht.

Material und Methode: Patienten mit einer Lungenkarzinomresektion in palliativer Intention wurden aus eine prospektiven Tumordatenbank anhand der Tumorausdehnung und der präoperativ festgelegten Intention (kurativ vs. palliativ) identifiziert. Zielparameter waren das mediane Überleben, sowie die perioperative Morbidität und Mortalität.

Ergebnis: Zwischen 01.2008 – 12.2013 sind 48 anatomische Lungenresektionen in palliativer Intention (tumorbedingte Lungeninfektion n = 40, Hämoptysen n = 12 oder eine Symptomkombination) durchgeführt worden. Das mediane Überleben lag bei 12 Monate (95% KI, 7 – 17 Monate) und die 3-Jahresüberlebensrate bei 20%. Eine 79% R0-Rate konnte mit 35 Lob-/Bilobektomien und 13 Pneumonektomien erreicht werden. Die postoperative Morbidität lag bei 62%, die Reoperationsrate bei 12% und die 90-Tage-Letalität bei 8%. Bei 17 (35%) Patienten konnte bei R0-Resektion und pathologischen Down-Staging das palliative in ein kuratives Konzept umgewandelt werden.

Schlussfolgerung: Bei ausgewählten Patienten mit einem klinisch fortgeschrittenen Lungenkarzinom und schwerwiegenden Lokalsymptomen, kann eine Tumorresektion mit guten onkologischen Ergebnissen und akzeptable Morbidität und Letalität angeboten werden. Durch die Operation kann bei mehr als 30% der Fälle zu einer günstigen Therapiekonzeptänderung kommen. Wir plädieren für eine frühzeitige interdisziplinäre Besprechung selbst von Patienten mit fortgeschrittenen Lungentumoren um rechtzeitig eine eventuelle chirurgische Option zu evaluieren.