Zentralbl Chir 2016; 141 - FP6
DOI: 10.1055/s-0036-1587533

Charakterisierung Histologie-typischer Wachstumsmuster an 454 Lungenmetastasen verschiedener Primärtumoren

S Welter 1, E Arfanis 2, C Aigner 3, G Weinreich 4, D Theegarten 5
  • 1Abteilung für Thoraxchirurgie, Ruhrlandklinik Essen, Westdeutsches Lungenzentrum
  • 2Ruhrlandklinik
  • 3Abteilung Thoraxchirurgie und Thorakale Endoskopie, Ruhrlandklinik Essen
  • 4Abteilung für Pneumologie, Ruhrlandklinik Essen, Westdeutsches Lungenzentrum, Universitätsklinikum Essen
  • 5Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Essen

Hintergrund: Der adäquate Sicherheitsabstand in der Metastasenchirurgie ist bisher nicht näher definiert. Einerseits soll parenchymsparend reseziert, auf der anderen Seite ein intrapulmonales lokales Metastasenrezidiv vermieden werden. Für die Entwicklung individualisierter Resektionsstrategien ist die Kenntnis von Histologie-typischen Wachstumsmustern von grundlegender Bedeutung.

Material und Methoden: 454 Metastasen von 183 Patienten wurden prospektiv gesammelt und retrospektiv nach Wachstumscharakteristika am H&E-Schnitt schematisch analysiert. Das Muster der Tumorinfiltration in das gesunde Lungengewebe wurde kategorisiert und an 5 Untergruppen verglichen: kolorektale Karzinome (CRC), Nierenzellkarzinom, epitheliale Tumoren, Melanome und Sarkome.

Ergebnisse: 42% aller Metastasen hatten mikroskopisch eine glatte Oberfläche. Besonderheiten wurden für jeden Metastasentyp gefunden: Sarkome hatten die höchste Rate an Pleurainfiltration (31,2%) und die geringste Häufigkeit an lymphangischer Ausbreitung (L1); Melanome hatten die höchste Rate an L1 (27,8%) und wuchsen häufig (50%) perivasculär entlang einer Pulmonalarterie; CRC-Metastasen zeigten in 38,9% ein „aerogenous spread of floating cancer cell clusters“ (ASFC) verglichen mit 2,1% bei Sarkomen, und Nierenzellkarzinommetastasen zeigten gehäuft L1 und V1 (18,2% und 11%) sowie eine ausgeprägte Vascularisierung. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten aggressiver Wachstumsmuster (Pleurainfiltration, L1, V1, peribronchiales und perivasculäres Wachstum) steigt mit jedem Millimeter Größenzunahme der Metastase um ca. 2,5% (HR 1.026 – 1.042).

Schlussfolgerung: Abhängig von der Primärhistologie wachsen Lungenmetastasen sehr unterschiedlich. Das Auftreten aggressiver Infiltrationscharakteristika in der Übergangszone zwischen Lungenmetastase und gesundem Lungengewebe nimmt mit der Größe der Metastasen an Häufigkeit zu. Es scheint durchaus Sinn zu machen, Größe und Histologie in die Operationsplanung einzubeziehen.